Destinationen

Tourismustag Köln: Domstadt schärft Strategie 

Jürgen Amann, Geschäftsführer von Köln Tourismus, auf der Bühne der Event-Location Gürzenich

Jürgen Amann, Geschäftsführer von Köln Tourismus, auf der Bühne der Event-Location Gürzenich. Foto: mg

300 Gäste sind der Einladung zum ersten Kölner Tourismustag gefolgt. Foto: KölnTourismus GmbH

Mit einer neuen Strategie will die Rheinmetropole Köln ihre Position als Tourismusziel und MICE-Standort stärken. „Wir stellen uns dem Strukturwandel und gestalten ihn für die Stadt aktiv mit. Köln hat Potenzial für mehr“, sagte Jürgen Amann, Geschäftsführer von Köln Tourismus, gestern während seiner Keynote vor 300 Gästen des ersten Kölner Tourismustags.

Keine Lust mehr auf Junggesellenabende

Bei der neuen Strategie geht es darum, die Wahrnehmung und Positionierung Kölns „als attraktive Reisedestination und herausgehobener Kongressstandort“ innerhalb Deutschlands und Europas zu entwickeln, so Amann. Er leitet seit 2020 Köln Tourismus und will mit dem neuen Konzept den Weg zu einer qualitativen Entwicklung des Tourismus ebnen will. Die Zeiten, in denen es vor allem im Städtetourismus nur um „höher, schneller, weiter“ ging, seien vorbei. Auch auf ausufernde Junggesellenabende habe niemand mehr Lust.

Künftig gehe es um eine erhöhte Wertschöpfung für die Branche und die Stadt, die gleichzeitig im Einklang mit den Interessen der Einwohner als auch der Touristen stehen müsse. 

Zielgruppen: Postmateriell, Expeditiv

Als für Köln wichtigste Zielgruppen hat Visit Köln die sogenannten Postmateriellen und Expeditiven definiert. Was wissenschaftlich klingt, erweist sich in der Übersetzung ganz einfach:

  • „Postmaterielle“ Reisende sind zwischen 45 und 55 Jahre alt, gebildet und gemeinwohlorientiert. Für sie ist Nachhaltigkeit wichtig – und Kultur spielt bei ihren Reisen eine wichtige Rolle. Sie gehen in Museen und Galerien, genießen Design und Kunst und regionales Essen. Analysen zufolge sind sie mit ihrem Köln-Besuch in der Regel überdurchschnittlich zufrieden.
  • Gäste aus dem „expeditiven Milieu“ sind im Schnitt 25 bis 35 Jahre alt und gehören aus Sicht des Destination Managements zur „ambitionierten, kreativen Bohème“. „Das ist die Elite von morgen“, so Jürgen Amann. Die Zielgruppe ist hip, digital und kosmopolitisch. Und sie verreist, um Konzerte und Urban Art, Events und Lifestyle zu erleben. „Damit ist sie perfekt für ein Städteziel wie Köln“, zeigte sich Florian Bauhuber von der Tourismusberatung Realizing Progress in einem Workshop auf dem Tourismustag überzeugt.

„Da simma dabei“: Köln als „Gefühl“

In der neuen Strategie geht es allerdings nicht nur um Zielgruppen, sondern auch um die Selbstdarstellung von Köln. „Die Menschen in dieser Stadt sind ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal“, verwies Jürgen Amann auf das positive Lebensgefühl der Kölner. Mit der „herzlichen Offenheit“ der Menschen à la „da simma dabei“ und „jede Jeck is anders“ steche Köln Städte wie München und Hamburg „locker“ aus. Amans Überzeugung: „Köln ist ein Gefühl!“

Top-Ziel im Städtetourismus und MICE-Geschäft

Köln lag 2019 mit 6,6 Millionen Übernachtungen und vier Millionen Ankünften im deutschen Städtetourismus auf Platz fünf. Zwei Drittel des Geschäfts kam aus dem Bereich Business Travel, ein Drittel waren Touristen. 2022 lag diese Quote bei 50:50. Die durchschnittliche touristische Aufenthaltsdauer beträgt zweieinhalb Tage. Erstaunlich: Jeder zweite Reisende kommt per Zug in die Stadt.

Matthias Gürtler