Reisevertrieb

Branchenumsatz: Noch kein Grund zum Abheben

Die Türkei – hier Heißluftballone in Kappadokien – blickt auf ein starkes Touristikgeschäft aus dem deutschen Markt zurück. Foto: mg

Die Türkei – hier Heißluftballone in Kappadokien – blickt auf ein starkes Touristikgeschäft aus dem deutschen Markt zurück. Foto: mg

Die Zwischenbilanzen hatten es schon angedeutet, jetzt ist es quasi amtlich: Das Touristikjahr 2021/2022 ist Ende Oktober im Vergleich zu 2018/2019 mit einem Umsatzminus von 13 Prozent zu Ende gegangen. Während Veranstalter wie Schauinsland (plus 31 Prozent mehr Umsatz) und Alltours (plus 20 Prozent) deutliche Zuwächse einfahren konnten, hinken andere Anbieter den Vor-Corona-Zahlen noch deutlich hinterher.

Steigende Preise stützen die Umsatzentwicklung

Ein Grund für das Gesamtminus ist der schwache Winter, der im Vergleich zum letzten Vor-Corona-Winter mit einem Minus von 34 Prozent abgeschlossen hatte. Zudem fehlten lange Zeit die Fernreiseumsätze, die vor allem den Rundreisespezialisten das Geschäft verhagelten.

Auf das Jahr gerechnet fehlen der Reisebranche fast 2,3 Milliarden Euro Urlaubsreiseumsatz, so die aktuelle Analyse des Dienstleisters TDA. Das Minus wäre sogar noch heftiger ausgefallen, wären die Preise nicht deutlich gestiegen: Die Pax-Zahl liegt bei fast allen Anbietern unter dem Niveau von 2019, zu den Ausnahmen zählen auch hier Schauinsland (plus 7,5 Prozent) und Alltours (plus ein Prozent).

Sommerumsatz fast auf Niveau von 2019

Immerhin: Der Umsatz der Sommersaison 2022 lag lediglich um drei Prozent unter dem Niveau des letzten Vor-Corona-Sommers im Jahr 2019. Getrieben wurde das Geschäft unter anderem durch Rekordumsätze in der Türkei (plus 33 Prozent) und Griechenland (plus 22 Prozent). Mit einem Umsatzplus von acht Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum von 2019 gehört dem DRV zufolge auch Ägypten zu den Aufsteigern.

Aktueller Winter dick im Minus

Der aktuelle Winter 2022/2023 weist kumuliert aktuell einen Rückstand von 27 Prozent zum Winter 2018/2019 auf. Allerdings bleibt der Last Minute-Anteil TDA zufolge „ungewöhnlich hoch“. Veranstalter wie Alltours rechnen zudem damit, dass es gegen Ende des Winters noch einen kräftigen Schub geben wird. „Ich rechne vor allem ab Februar mit einer deutlich steigenden Nachfrage“, sagte Alltours-Chef Willi Verhuven kürzlich während eines Pressegesprächs in Düsseldorf.

Türkei, Kanaren und Ägypten gut im Rennen

Die Chance dafür ist da: Gemessen an gebuchten Personen (Paxe) haben laut TDA erst etwas mehr als die Hälfte der Bundesbürger, die gerne organisiert verreisen, bisher ihren Winterurlaub gebucht. Statt Corona seien es jetzt offensichtlich eher finanzielle Sorgen, die zu einem abwartenden Buchungsverhalten führen, heißt es von dem Münchner Dienstleister.

Diejenigen, die ihre Winterurlaube im Oktober gebucht haben, setzen laut TDA auf Fernreisen (Umsatzanteil bei den Veranstalterreisen ohne Kreuzfahrten: 19 Prozent) und die klassischen Winterziele Türkei und Kanaren (je 18 Prozent) sowie Ägypten (zwölf Prozent). Kumuliert ist es bislang jedoch nur der Türkei gelungen, an das Umsatzniveau vom Winter 2018/2019 anzuknüpfen oder es bereits zu übertreffen (plus 14 Prozent).

Ein Drittel des Geschäfts sind Langzeitbuchungen

Interessant ist, dass laut TDA bereits im Buchungsmonat Oktober jeder dritte Umsatz-Euro im Reisebüro und auf den Online-Portalen für den Sommer 2023 ausgegeben wurde. In Umsatz liegen die Buchungseingänge für den Sommer 2023 über dem Vorjahr (plus neun Prozent), aber einmal mehr deutlich unterhalb des Levels, das zu diesem Zeitpunkt für den Sommer 2019 eingebucht worden war (minus 42 Prozent).

Matthias Gürtler
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