Reisevertrieb

Überbrückungshilfe: Reisebüros unter Argumentationsdruck

Kurzfristig geänderte FAQs, wenig Unterstützung, umfangreiche Beleganforderungen: Die Schlussabrechnung der Corona-Hilfe stellt Reisebüros vor große Herausforderungen

Kurzfristig geänderte FAQs, wenig Unterstützung, umfangreiche Beleganforderungen: Die Schlussabrechnung der Corona-Hilfe stellt Reisebüros vor große Herausforderungen. Foto: Drazen/iStockphoto

Die Schlussabrechnung zur Corona-Hilfe wird wie befürchtet für viele Reisebüros zu einer großen Herausforderung. Die Hauptprobleme: Kurzfristig geänderte FAQs, wenige hilfsbereite Industrie- und Handelskammern sowie eine oft umständliche und wenig verständliche Bürokratie.

Dabei geht es um mitunter unlogische Rückfragen der Behörden zu laufenden Betriebskosten, eine Unmenge an Belegen und Argumente unter anderem für die schwachen Buchungseingänge im Winter und Frühjahr 2022. „Die Behörden wollen nicht wahrhaben, dass das Reisen damals noch eingeschränkt war“; ärgert sich ein Reisebüro-Inhaber aus Ingolstadt.

DRV als hilfreiche Quelle

Hilfreich könnten dabei die Statistiken der Backoffice-Spezialisten TTA, Tats und Synccess/Ziel sein, die deutlich belegen dürften, dass die Buchungseingänge im Winter/Frühjahr 2022 im gesamten Markt noch nicht wieder Normalniveau erreicht hatten.

Auch der DRV als größter Reiseverband in Deutschland kann im Argumentationsfall eine sehr gute Quelle sein, etwa in der Pressemitteilung zur Touristikbilanz 2021/2022.

Wichtiges Argument: 2022 mit schwachem Start

Dort ist nachzulesen, dass das Touristikjahr 21/22 „Corona-bedingt“ sehr schwach startete. Wörtlich heißt es: „Fernreisen, Kreuzfahrten und Studienreisen waren durch behördliche Verfügungen und Einschränkungen sowie Einreisebeschränkungen diverser Länder gar nicht oder nur eingeschränkt möglich.“

Die Wende sei dann erst im Sommer 2022 erfolgt – und genau zu diesem Zeitpunkt gingen in fast allen Reisebüros auch die Buchungen wieder nach oben.

Branche war 2022 „noch nicht voll durchgestartet“

DRV-Präsident Norbert Fiebig bestätigte diese Einschätzung noch einmal zum Auftakt der ersten ITB nach Corona im März 2023. Sein Rückblick: Trotz einer „insgesamt positiven Entwicklung“ im Tourismus dürfe man „nicht außer Acht lassen, dass die wirtschaftlichen Einbußen aus der Pandemie noch nicht wieder ausgeglichen sind und dass auch noch nicht alle Segmente der Touristik wieder voll durchstarten konnten“, so der DRV-Präsident damals in Berlin.

Frühe Hinweise auf „schwierige Schlussabrechnung“

Dass die Schlussabrechnungen eine schwierige Sache werden würden, ist einigen Experten schon seit Monaten bewusst. „Waren die bisherigen Antragstellungen der Probelauf, so ist die Schlussabrechnung die Kür“, sagte etwa Sören Schlosser von Travel Agency Accounting (TAA) im Mai in einem Interview mit touristik aktuell und warnte davor, das Thema auf die leichte Schulter zu nehmen.

Seine Warnung: Es werde umfangreich und genauestens geprüft, ob Unternehmen ihre Anträge korrekt gestellt hätten. Und oftmals falle erst in der Schlussabrechnung auf, dass Belege fehlen würden.

Dass manche die fehlenden Buchungseingänge im Winter und Frühjahr 2022 nun den Reisebüros in die Schuhe schieben, konnte allerdings auch Schlosser nicht ahnen. Wer den Artikel lesen möchte, aber nicht mehr parat hat, kann ein Exemplar per E-Mail an m.guertler(at)touristik-aktuell.de anfordern.

Matthias Gürtler
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