Verkehr

Airlines: Wieder „Flug-Chaos“ befürchtet

Volle Schalter, lange Schlangen: Kommt das „Flug-Chaos“ im Sommer wieder zurück?

Volle Schalter, lange Schlangen: Kommt das „Flug-Chaos“ im Sommer wieder zurück? Foto: iStockphoto/vinhdav

Werden sich die teils chaotischen Zustände im Flugverkehr vom vergangenen Sommer mit vielen Ausfällen und Verspätungen wiederholen? Vertreter von Fluggastrechteportalen und auch aus dem Reisevertrieb haben jetzt genau davor gewarnt.

Rückkehr zum Niveau 2019 „schwierig“

„Wir schätzen die Lage im Moment so ein, dass Passagierinnen und Passagiere auch 2023 wieder mit vielen Stornierungen und Verspätungen rechnen müssen“, prognostiziert Jan-Frederik Arnold, Geschäftsführer des Portals Flightright. Airlines und Flughäfen versuchten zwar, den Personalmissstand auszugleichen, dennoch werde der Flugbetrieb „sicher nicht so reibungslos wie im letzten Normaljahr 2019 sein“.

„Zudem wird es aufgrund der hohen Inflation wahrscheinlich zu einigen Streiks im Flugsektor kommen, die den Flugbetrieb stören“, glaubt Arnold. Daher halte Flightright die Rückkehr zum Flugangebotsniveau von 2019 „für äußerst schwierig“.

Als warnendes Beispiel nennt das Passagierportal die Lufthansa-Tochter Eurowings: „Wir befürchten ein erneutes Flug-Chaos im kommenden Sommer, weil Eurowings wieder so viele Sitzplätze anbieten möchte wie zuletzt 2019. Der Personalstand für die Abwicklung dürfte allerdings auch im Sommer 2023 noch unzureichend sein“, erläutert der Geschäftsführer. Selbst Eurowings-Chef Jens Bischof habe jüngst auf einer Pressekonferenz nicht versprechen können, dass für die Airline-Kunden wieder alles planmäßig verlaufen werde.

VUSR fordert Transparenz und bessere Vorbereitung

Zuvor hatte bereits der Reisebüro-Verband VUSR die Luftverkehrsbranche davor gewarnt, „leichtfertig auf ein erneutes Chaos an den Flughäfen in den kommenden Ferienzeiten zuzusteuern“. Keines der großen Probleme sei nachhaltig gelöst worden, während die Nachfrage in den Reisebüros sehr hoch sei. Zugleich kämen im Vertrieb erste Informationen an, dass Flüge buchbar seien, die offenbar nie abheben werden. Damit steuere die Branche wieder hausgemacht auf ein weiteres Reisejahr zu, „das am Ende enttäuschte Kunde zurückzulassen droht“.

VUSR-Chefin Marija Linnhoff fordert daher Transparenz und eine forcierte Vorbereitung auf das Reisejahr: „Alle Beteiligten sollten jetzt wissen, woran sie sind. Welche Vorbereitungen hat die 2022 eingesetzte Taskforce getroffen, wie haben sich Airlines, Flughäfen und die Bundespolizei auf die kommenden Ferien vorbereitet und wie ist die Prognose der Airlines bezüglich Flugstreichungen im vor uns liegenden Reisejahr? Wie ist der Stand des Personalaufbaus im Abfertigungsbereich der Airports und haben die Airlines die Servicekette im Griff? Diese Fragen sollten zeitnah von den Verantwortlichen beantwortet werden.“

Kunden nicht erneut enttäuschen

Falls die Erwartungen der Urlauber das zweite Jahr in Folge enttäuscht würden, sei ein Reputationsschaden für die ganze Branche zu befürchten, so Linnhoff weiter: „Unsere Kunden wollen Verlässlichkeit und Planbarkeit. Das muss die Branche nach dem vergangenen Jahr liefern, sonst wird es schwer, die Kunden zum Wiederkommen zu bewegen.“

Thomas Riebesehl
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