Südafrika

Südafrikas bunter Zipfel

Wildromantisch: So sieht die Südwestküste vor der Whalewatching-Hochburg Gansbaai aus.

Wildromantisch: So sieht die Südwestküste vor der Whalewatching-Hochburg Gansbaai aus. Foto: rie

Die vielen Urlaubsattraktionen der Kapregion sind nur wenige Autostunden voneinander entfernt

Europa, Nordamerika und Afrika liegen doch näher zusammen als man glaubt. Man muss sich nur mal zu einem Streifzug durch die Kapregion, Südafrikas südlichstem Zipfel, aufmachen. Wenn er in Kapstadt startet, wähnt sich der Reisende innerhalb nur weniger Autostunden in den österreichischen Alpen, genießt zwischendurch mal die Wald- und Seenlandschaft Kanadas und landet am Ende des Tages dann doch unvermittelt im afrikanischen Busch.

Doch rollen wir das Feld mal von hinten auf und beginnen mit Südafrikas beliebtester Urlaubsfacette: den wilden Tieren. Die kann man natürlich am ausgiebigsten im Krüger-Park im Nordosten des Landes beobachten, aber wer es – besonders als Erstbesucher – nicht ganz so groß braucht, findet nahe der Südküste ziemlich brauchbare Alternativen: den Addo Elephant Park zum Beispiel, gleich nebenan aber auch das Shamwari Game Reserve. In dem rund 70 Kilometer nördlich der Ostkap-Hauptstadt Port Elizabeth gelegenen Naturreservat tummelt sich auf immerhin 25.000 Hektar die komplette Riege der üblichen Safari-Verdächtigen. Und mittendrin kann es sich der Wildlife-Fan in einer der sechs Lodges ein paar Tage auf Fünf-Sterne-Niveau gemütlich machen.

Abgesehen davon, dass die Parks in der Eastern-Cape-Region im Gegensatz zu ihren nördlichen Konkurrenten ganzjährig malariafrei sind, können sie mit einem gerade für Rundreisende entscheidenden Vorteil aufwarten: sie schließen sich fast nahtlos an die Garden Route und somit einem weiteren Urlaubsklassiker am Kap an. Während man vom Krüger-Nationalpark aus erst einmal mehr als 1.000 Kilometer in den Süden fliegen muss, gelangt der Autofahrer vom Addo- oder Shamwari-Park binnen ein bis zwei Stunden auf die malerische Südküstenstraße.

Sicher, wer es eilig hat, vom Busch in die agile Metropole Kapstadt oder ans Kap der Guten Hoffnung im äußersten Südwesten zu kommen, kann in Port Elizabeth auch in den Flieger steigen. Aber es wäre geradezu ein Verbrechen gegen den guten Urlaubsgeschmack. Denn über diese Route, auf der sich wildromantische Küstenstreifen, Sandstrände und idyllische Buchten abwechseln und sich zu grünen Wald- und Wiesenlandschaften diverse schmucke Küstenstädtchen mit europäischem Flair gesellen, muss man einfach gerollt sein.

Nicht zuletzt deshalb, weil gleich darauf die Belohnung schon tonnenschwer im Indischen Ozean wartet. In Orten wie Hermanus oder Gansbaai an der Südwestküste ist Walbeobachtung zu Recht Touristen- und Volkssport Nummer eins – mit absoluter Erfolgsgarantie zwischen Juni und Dezember, wenn die Meeresriesen ihren Nachwuchs auf die Welt bringen.

Danach kann sich der Kap-Reisende guten Gewissens auf das entspannt-multikulturelle Flair von Cape Town einstellen. Es sei denn, er hat etwas für einen guten Tropfen übrig. Dann ist eine Stippvisite der westlich vor den Toren Kapstadts gelegenen Winelands weitaus mehr als ein „nice to have“. Insgesamt rund 300 Weingüter, deren Wurzeln in Winzer-Hochburgen wie Franschhoek, Paarl und Stellenbosch vor allem auf französische, niederländische oder deutsche Einwanderer zurückgehen, bringen nicht nur Jahr für Jahr weltweit geschätzte Weiß- und Rotweine auf den Markt. Sie sorgen auch dafür, dass der Kenner bei seinen Verkostungen gar nicht weiß, wo er anfangen soll.
Thomas Riebesehl