Südafrika

Molo heißt Hallo, Tabela heißt Respekt

Straßenszene in Langa, einer von 56 Townships in Südafrikas Vorzeigemetropole Kapstadt

Straßenszene in Langa, einer von 56 Townships in Südafrikas Vorzeigemetropole Kapstadt. Foto: mg

In Kapstadt lohnt ein Besuch der Townships – auch wenn das kein Zuckerschlecken ist

Unser Fahrer Tabela ist begeistert: „Ihr seid zwei Griechen, ein Türke und vier Deutsche? Wow! Die Deutschen sind überall – das ist großartig. Türken und Griechen waren hier noch nie, aber die nehmen wir natürlich auch mit nach Langa!“

Wir sind an einem ganz speziellen Ort in Kapstadt: Langa ist nicht nur einer der größten Townships der angeblich schönsten Stadt der Welt, sondern auch ihr erster. Langa wurde 1927 angelegt – als Wohnsiedlung ausschließlich für Schwarze. Die Rassendiskriminierung war auf ihrem Höhepunkt, Langa sollte dazu dienen, die schwarze Bevölkerung besser zu kontrollieren. 

56 Townships gibt es in Kapstadt

Heute ist die Rassentrennung aufgehoben, der einstige Häftling Nelson Mandela ein Volksheld. Dennoch lebt die Masse der schwarzen Bevölkerung weiterhin weit weg von den Luxussiedlungen der weißen Bewohner Kapstadts. 

56 Townships gibt es heute. Auch die sogenannten „Coloureds“, Nachfahren indischer, indonesischer und malaiischer Einwohner, wohnen zum Großteil dort. Die Wohnverhältnisse haben sich seit dem 
Regierungsantritt etwas verbessert, einen grundlegenden Wandel hat es nicht gegeben. Neben stattlichen Einfamilien- und Reihenhäusern gibt es nach wie vor auch viele Elendssiedlungen mit Hütten aus Wellblech und ohne Kanalisation. Der Flüchtlingsstrom aus Simbabwe und Somalia hat die Situation nicht verbessert. 

Von der finsteren Zeit der Apartheid ins Heute

„Es bringt aber nichts, nur auf die Regierung zu schimpfen, wie das hier viele tun“, sagt Tabela. „Wir müssen selbst anpacken, hart arbeiten und uns eine Existenz aufbauen.“ Unser Fahrer hat genau das 
getan: Er arbeitet für die „La Gu Gu Township Tour“ und verfügt damit über ein stabiles Einkommen. Seine Botschaft: „Wenn Ihr mit Locals im Township seid, seid Ihr sicher. Vorausgesetzt Ihr zeigt das, was mein Name Tabela bedeutet!“ Das Wort steht in der Sprache der Xhosa für „Respekt“.

Die Tour ist abwechslungsreich und führt die Besucher von der finstersten Zeit der Apartheid ins Heute. Die Gegenwart ist mit den 1920er Jahren nicht zu vergleichen, rosig ist sie allerdings nicht: Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Job-Möglichkeiten sind für Schwarze immer noch schlechter als für Weiße, die Einkommen oft gering. 

Dennoch sehen wir in Langa mehr lachende Menschen als an der luxuriösen Waterfront. Der Grund ist für Tabela ganz klar: „Wir haben halt ein sonniges Gemüt!“

Township-Touren...

... werden zumeist in Englisch angeboten, deutschsprachige Touren sind über Hajo‘s Tours buchbar. Der Besuch im Township dauert rund vier Stunden und ist eine sehr entspannte Sache. Die Erfahrung ist beeindruckend, schön ist sie nicht. Denn neben vielen positiven Entwicklungen bekommen die 
Besucher auch jene Ecken gezeigt, wo das Elend zu Hause ist. „Ist das Voyeurismus?“ Nein, sagt 
unser Local Guide: „Die Tour zeigt die andere Seite von Kapstadt. Sie öffnet die Augen – und sie sorgt für Arbeitsplätze.“

Matthias Gürtler
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