Thailand

Nur Füttern ist erlaubt

Saengduean Lek Chailert hat ihr Leben dem Schutz der Elefanten verschrieben

Saengduean Lek Chailert hat ihr Leben dem Schutz der Elefanten verschrieben. Foto: bo

Der Elephant Nature Park bei Chiang Mai ist ein Vorzeigeprojekt der Tierhaltung

Die Dickhäuter fühlen sich sichtlich wohl im Elephant Nature Park

Die Dickhäuter fühlen sich sichtlich wohl im Elephant Nature Park. Foto: bo

Elefantenreiten, Baden auf den Dickhäutern und Kunststücke sind mittlerweile verpönt – aus gutem Grund. Der Elephant Nature Park bei Chiang Mai, betrieben von der thailändischen Tierschutzaktivistin Saengduean Lek Chailert, ist ein Vorzeigeprojekt mit 84 frei laufenden Elefanten, 600 Hunden, 400 Katzen, aus Schlachthöfen ge-retteten Wasserbüffeln, Affen und Kaninchen aus Kosmetiklaboren. Der knapp zwei Quadratkilometer große Park, der 1998 fürs Publikum öffnete, gilt als erstes Elefantenheim dieser Art. Besucher leisten mit dem Eintrittsgeld einen Beitrag zum Tierschutz in Thailand. 

Versklavtes Nationaltier

„Elefanten sind das Symbol Thailands, aber wir behandeln sie wie Sklaven“, beklagt Chailert. Ihr Band mit den Dickhäutern entstand bereits in der Jugend: „Ich war 16, als ich einen mageren, laut brüllenden Elefanten sah, der unter Schlägen Baumstämme schleppte. Diese Szene ließ mich nicht mehr los, ich entschied, etwas für die Tiere zu tun.“ 70 Prozent der Elefanten im Nature Park sind alt, über 80 Prozent geistig krank, etliche behindert – aufgrund von Jahrzehnten Schwerstarbeit in der Holzgewinnung, zu der Elefanten bis 1989 gezwungen wurden. 

Als ein Verbot in Kraft trat, setzte man die Tiere im Tourismus ein: zum Betteln, für Kunststücke und Ausritte. Dafür wurden sie brutal domestiziert. Zwar verabschiedete die thailändische Regierung 2014 ein erstes Tierschutzgesetz, aber Elefantenreiten ist nach wie vor erlaubt. Im Elephant Nature Park dürfen Besucher die Dickhäuter nur füttern, ansonsten agieren diese nur mit ihrem Mahut, der für Futterzubereitung und Pflege zuständig ist.

Zahlreiche Schutzcamps

„38 Camps sind mit meiner Hilfe bereits zu Schutzcamps geworden“, berichtet Chailert. Viele hielten ihren Ansatz für geschäftsschädigend. „Aber ich bleibe optimistisch, dass immer mehr ein Einsehen haben werden.“ Junge Tiere auszuwildern, lehnt Chailert ab: „Der Lebensraum für Elefanten in der Wildnis ist klein geworden, viele werden von Menschen getötet. Es ist immer schwerer für sie, in ihrem natürlichen Lebensraum Wasser zu finden.“ Stattdessen gibt es neue Projekte für ihre Lieblinge, ganz ohne Finanzierungshilfe der Regierung – Chailert finanziert den Park aus dem Verkauf von Kaffee und Reis und zu zehn Prozent durch Spenden freiwilliger Helfer. 

Neben dem Hauptreservat startete im Herbst 2019 das Hands-off-Projekt: Auf einem neuen Gelände sollen 20 Elefantenkühe ohne Kontakt zu Besuchern leben; Gäste bekommen die traumatisierten Tiere nur noch vom Laufsteg aus zu sehen. „Bei vielen Touristen findet ein Sinneswandel statt – es ist an ihnen, die Tiere zu respektieren.“ Für ihr Engagement erhielt Chailert unter anderem 2001 den „Hero of the Planet“-Preis der Ford Stiftung und wurde vom „Time Magazine“ 2005 als „Hero of Asia“ geehrt. Doch die Tiere sind ihr wichtiger als Auszeichnungen: „Ich denke, dass Tiere die schönsten Menschen sind.“ 

Bernadette Olderdissen
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