Deutschland

Sachsen: Da ist Musik drin

Klein, aber besonders: In Bad Brambach gibt es heilsame Radonquellen.

Vogtland: Von heilsamen Quellen und märchenhaften Wanderwegen

In Markneukirchen steht diese Geigenbauerskulptur. Fotos: aze

Bier für den Herrn, Schokolade für die Dame? In diesem Fall aber nicht als Genuss für den Gaumen, sondern als „Ganzkörpererlebnis“ – dazu noch im luxuriösen Flair einer königlichen Badeloge. Da würde König Albert von Sachsen sicher nicht schlecht staunen, was heute im Zeichen der Wellness-Woge so alles in seine hochherrschaftliche Kupferwanne schwappt. Aber auch in den Staatsbädern Bad Elster und Bad Brambach im Vogtland, dem südlichsten Zipfel Sachsens, hat man die Zeichen der Zeit erkannt und setzt neben klassischen Moor-, Radon- und Trinkkuren längst erfolgreich auf Kuschelferien und Gesundheitsurlaub. Und Bad Elster kann mit seinem nobel restaurierten König-Albert-Bad sogar mit einem unvergleichlichen Ambiente punkten. Der Kurpark mit seinem alten Baumbestand wird heute noch schöner sein als zu Alberts Zeiten, und die prächtigen Hotelvillen und das herrlich plüschige König-Albert-Theater strahlen wieder in altem Glanz.

Neben Bad Elster wirkt das kleine Bad Brambach eher wie ein Dorf mit modernem Therapiezentrum, neuem Hotel in historischen Mauern sowie Pensionen und Ferienwohnungen. Und doch besitzt der Mini-Kurort etwas Einmaliges: die stärksten Radonquellen Europas oder gar weltweit, die Linderung bei Rheuma und Gelenkerkrankungen versprechen. Wer es ruhig und gemütlich mag, ist hier bestens aufgehoben. Da werden abends um sieben – außer in Bad und Sauna – garantiert die Bürgersteige hochgeklappt. Deswegen muss es aber nicht langweilig werden. Es gibt viel zu entdecken im Vogtland, das sich wie ein Faustkeil zwischen Tschechien, Bayern und Thüringen schiebt.

Unter Wanderern – zumindest aus den alten Bundesländern – wird das Vogtland noch als Geheimtipp gehandelt, denn in der jahrzehntelangen Grenzsituation konnten sich naturbelassene Regionen erhalten, die in den westdeutschen Mittelgebirgen eher selten sind. Märchenhafte Waldwege, weich gefedert von Moos und Tannennadeln, führen zur tschechischen Grenze, die kein Zaun mehr trennt. Wer es richtig knackig mag, kann sich auf den „Vogtland Panorama Weg“ begeben und auf 228 Kilometern das Vogtland fast umrunden. Da liegen viele der Sehenswürdigkeiten direkt am Wege. Die Spitzenstadt Plauen etwa mit dem reizenden Spitzenmuseum im alten Renaissance-Rathaus oder die imposante Göltzschtalbrücke, die weltweit größte Backsteinbrücke, die sich wie ein römisches Aquädukt über das Tal spannt.

Auch führt im Vogtland kein Weg am Musikwinkel vorbei, der bei Musikern schon seit Jahrhunderten einen klingenden Namen hat. Die ersten Geigenbauer kamen im 17. Jahrhundert als protestantische Glaubensflüchtlinge aus Böhmen ins Vogtland. Klingenthal, Markneukirchen oder Zwota waren bis zur Wende Zentren der Musikinstrumentenherstellung.

Künstler aus aller Welt musizieren auf Vogtländer Geigen. Bandonion und Harmonika spielen in Argentinien zum Tango auf, Trompeten jazzen in New Orleans, und selbst in der berühmten Oper im fernen Sydney erklingen vogtländische Instrumente. Auch wenn nach der Wende die großen VEB-Betriebe „abgewickelt“ wurden, lebt der Instrumentenbau in einer Reihe kleiner Manufakturen weiter. Genau wie die Konzertreihen und internationalen Wettbewerbe, zu denen sich Künstler aus aller Welt im „vogtländischen Musikwinkel“ einfinden.

Von der hohen Qualität des Instrumentenbaus und seiner Bedeutung für die Region kann man in einigen sehenswerten Museen wie dem Musikinstrumenten-Museum in Markneukirchen erfahren.
Monika Zeller
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