Spanien

Wo Errol Flynn Fechten lehrte

Aussicht aus Peter Ustinovs Lieblingszimmer im Hotel Formentor.

Mallorca auf den Spuren der Hollywood-Legenden von einst entdecken

Zeitungsausschnitte an der Wand des Büros von Gian Luigi Epis, Direktor des Hotels Formentor, erinnern an Peter Ustinov. Fotos: hs

Er hat den Mann noch immer genau vor sich, von dem er damals Fechten gelernt hat. Die Statur, das markante Kinn, den dünnen Schnurrbart. Und seine Augen leuchten, wenn er von Hollywoods führendem Filmpiraten jener Zeit erzählt, als ob es gestern gewesen war: von Errol Flynn. Der Star zeigte dem achtjährigen Martin Xamena Mitte der 50er Jahre auf der Terrasse des elterlichen Hotels Bonsol vor den Toren Palmas, wie man mit dem Holzschwert wie ein echter Freibeuter kämpft: "Er brachte es meinem Bruder und mir bei und war unser Idol."

Bereits in den 1950er und 60er Jahren zog Mallorca die Hollywood-Stars an - ganz privat ebenso wie für Dreharbeiten. Gary Cooper und Rita Hayworth kamen, Lauren Bacall und Audrey Hepburn, Anthony Quinn und John Wayne. Es ist eine fast vergessene Facette der Inselgeschichte, doch für sie alle war das Balearen-Eiland ein sonniges Hideaway fernab der heimischen Klatschreportermeute. Landläufig gilt die Ansicht, dass erst Michael Douglas Mallorca für den internationalen Film-Jet-Set entdeckt hat. Dabei ist er nur der erste, der seine Leidenschaft öffentlich machte. Er ließ sich in Werbekampagnen für die Insel einspannen und engagiert sich bis heute für Naturschutz.

Jahrzehntelang war unterdessen das Hotel Formentor im Norden die erste Adresse für die internationale Leinwand-Prominenz. Der langjährige Besitzer Miguel Buadas liebte das Kino so sehr, dass er im Untergeschoss des langgestreckten Hotelgebäudes ein eigenes Filmtheater mit 127 Plätzen einbaute. Der Saal im Keller hat den Charme eines Privattheaters aus den Glanzzeiten des Kinos bewahrt: "Neueste Filmrollen ließ Buadas noch vor der offiziellen Premiere per Taxi aus Palma kommen. Wenn dort am Samstag Premiere war, lief der Film bei uns am Freitagabend", erinnert sich Toni Cifre, der seit gut dreißig Jahren hier arbeitet: "Vollbesetzt war das Kino aber fast nie." Weil die Gäste lieber draußen in der Sonne saßen.

So waren sie Zeugen, wenn Stammgast Peter Ustinov seine Späße machte - etwa, wenn er Hupgeräusche täuschend echt imitierte, sobald er in seinen letzten Jahren im Rollstuhl um die Ecke bog. Sie sahen zu, wenn Sean Connery durchs Meer kraulte und wieder an Land ging. Und manche waren Zeugen bei John Waynes Trinkgelagen an der Hotelbar.

Aus dem kleinen Bonsol, damals vierzehn Zimmer stark und in einer Villa untergebracht, in dem Xamena fechten lernte, ist mittlerweile eine verschachtelte Burg mit 231 Betten und Privatstrand geworden. Barkeeper Cifre aus dem Hotel Formentor ist in Ruhestand gegangen, und "sein" Domizil hat den Besitzer gewechselt, es gehört nun zu der spanischen Kette Barcelo und wird von Gian Luigi Epis geleitet. Aber den Kinosaal gibt es noch immer, dazu all die Geschichten und Erinnerungen.
Helge Sobik
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