Spanien

Wandern im Marmorkuchen

Berge und Sand ergeben auf Fuerteventura prächtige Farbenspiele. Foto: dk

Fuerteventura zu Fuß von Küste zu Küste durch die Wüste

Eben noch war das Rauschen des Meeres zu hören, jetzt ist alles still. Nur der Wind fegt beständig über die karge Landschaft aus Sand und niedrigem Gestrüpp. Die Sonne brennt beinahe das ganze Jahr vom strahlend blauen Himmel - Fuerteventura ist eines der wenigen klimastabilen Ziele und neben Lanzarote die Insel mit den wenigsten Niederschlägen der Kanaren.

Einer der beliebtesten Touristenorte ist die Costa Calma, die "ruhige Küste". Ohne historisch gewachsenen Ortskern besteht die Ferienregion allein aus Hotel- und Bungalow-Anlagen sowie einer Touristenmeile aus Restaurants, Bars und Geschäften. Ein Stück dahinter liegt die schmalste Stelle der Insel im Gebiet Istmo de la Pared. Nur fünf Kilometer sind es dort von der Ost- hinüber zur Westküste. Hier war das einst eigenständige Eiland Jandia von der Hauptinsel durch den Ozean getrennt. Im Laufe von Jahrtausenden wurde jedoch immer mehr Sand angeschwemmt, der die Meerenge zuschüttete und eine Landverbindung schuf.

Dieses Stück ist heute Wüste, durch die der Weg zur windumtosten gegenüberliegenden Seite der Insel führt. Mitten durch ein empfindliches Ökosystem, denn Moose und flache Gewächse verwandeln die sandige Fläche nach einem kurzen Regenschauer in einen grün-blühenden Teppich. Auch, wenn es nur wenige Kilometer zu wandern sind, genügend Wasser gehört in den Rucksack. Denn der kühle Wind kann trotz Hitze eine niedrigere Temperatur vortäuschen. An der Westküste angekommen, heben sich Klippen aus pechschwarzen Lavasteinen bizarr aus dem Beige-Grau des Inlands ab. Einsame Buchten laden mit feinstem Sand zum Erholen ein. Schäumend brechen sich die Wellen, Gischt spritzt meterhoch an den Felsen empor. Noch sind viele dieser Strandstücke echte Geheimtipps.

Wer nicht durch die Wüste, aber dennoch gern im Sand wandern will, geht an der Ostküste von Costa Calma aus direkt am Strand entlang nach Jandia. Kilometerweit lockt eine Hunderte Meter breite Fläche aus hellem Sand. Dazwischen glänzen große, dunkle Flächen in der Sonne: Schwarze, winzig kleine Körnchen ziehen geschwungene Linien in den hellen Boden - auf der Halbinsel Jandia sieht der Strand aus wie Marmorkuchen.

Aber nicht nur schwarzer Sand und kleine Lavasteinchen sind Merkmale der Vulkaninsel, sondern vielmehr die zahlreichen Felsnasen, die einen Spaziergang am Strand immer wieder jäh unterbrechen. Dann heißt es für Barfußwanderer: Schuhe anziehen und vorsichtig über das glitschige Gestein balancieren. Die Brandung überspült nämlich auch bei Ebbe die Barriere, auf der es Muscheln und winzige Fische zu entdecken gibt.

Bei Flut sind diese steinernen Pfade unpassierbar, deshalb hängen in den Hotels die aktuellen Gezeitenpläne an der Rezeption. Unbedingt darauf schauen! Denn was bei Ebbe eine riesige, freie Sandfläche ist, läuft bei Flut innerhalb weniger Minuten voll Wasser - und dann ist Schwimmen angesagt.

Daniela Kebel
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