Spanien

Auf den Spuren von El Cid

Das Castillo del Belmonte thront über der kargen kastilischen Hochebene.

Kastilien: Zu Besuch in der Festung Belmonte

In der Festung können Urlauber viel entdecken. Fotos: Castillo del Belmonte

Charlton Heston hatte alles gegeben: erst ein Lanzenturnier gewonnen, danach immer wieder die Burg von Belmonte gegen heranstürmende Feinde verteidigt und die Angreifer abgewehrt - damals als El Cid. Am Ende ist er gestorben.

Regisseur Anthony Mann hat "Thank you" gerufen, als der Pfeil eines Mauren seinen Helden Heston durchbohrte. Weil er so schön umkam. Und weil er selbst die Szene so gut im Kasten hatte. Anschließend gab es Tapas und Rotwein für alle, auch für den umjubelten Toten. Der musste das blutige Kettenhemd nur schnell gegen Jeans und Shirt tauschen. Das war 1961.

Als die Leute aus Hollywood mit ihren Kameras und Scheinwerfern wieder abgezogen waren, wurde es still um die Festung Belmonte auf der kargen kastilischen Hochebene - und um den gleichnamigen Ort unterhalb der meterdicken Mauern irgendwo in Zentralspanien: 200 Kilometer westlich von Valencia, 300 Kilometer östlich von Madrid, rund 100 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Cuenca.

Die bunte Dekoration haben sie wieder mitgenommen nach Amerika, die Fahnen, das Waffenarsenal und die Rüstungen. Was blieb, waren über 500 Jahre alte Mauern aus gelbem Sandstein, waren weiß gekalkte Wände und geisterhafte lange Korridore einer der architektonisch am besten erhaltenen spätmittelalterlichen Burgen Spaniens - und viele Erinnerungen.

Trotz der Renovierung in den vergangenen Jahren sieht es in der Festung von Belmonte noch wie vor einem halben Jahrtausend aus - fast als ob die Umzugsmöbelkutsche des Burgherrn gerade abgefahren wäre. Die Besucher mögen dieses Flair. Sie wollen sich anschauen, wo Heston als spanischer Nationalheld Rodrigo Diaz de Vivar, genannt El Cid, vor den Kameras gekämpft hat.

Viele Dutzend Festungen gibt es noch heute im dünn besiedelten Zentralspanien - manche unscheinbar an einem Feldweg gelegen, andere restauriert, wieder andere einfach dem Wind überlassen. Sie wachsen unversehens aus dem roten Erdboden, lassen die Weinstöcke noch schmächtiger erscheinen. Und wenn man sich still in den Burghof setzt, die Augen schließt und horcht, erzählen sie Geschichten: von christlichen Königen und maurischen Emiren, von versteckten Schätzen und rauschenden Festen. Als ob die Mauern zu singen beginnen.

In einer Maurenfestung aus dem 8. Jahrhundert kann man heute wohnen: Sie thront am Rand der Schlucht von Alarcon nicht weit von Belmonte und firmiert heute als Parador de Alarcon. Irgendwer hat moderne Bäder eingebaut, die Schießscharten wurden Fenster, der Burgkeller ist nun Küche und im Rittersaal können Gäste stilvoll tafeln. Doch bei keiner anderen Burg als der von Belmonte gibt es dieses "Die-habe-ich-doch-schon-mal-gesehen"-Klicken im Hinterkopf. Weil Schauspieler Heston schon mal hier war. Und mit ihm die Kameraleute aus Hollywood. Weitere Informationen unter http://castillodebelmonte.com.
Helge Sobik
Anzeige