Spanien

Kate an Millionär abzugeben

Die steigenden Immobilienpreise in Portixol zeigen sich vom Wetter völlig unbeeindruckt. Foto: hs

Portixol ist das Szeneviertel von Palma de Mallorca

Der Mann will umziehen und gibt seine bisherige Eigentumswohnung auf - trotz des Meerblicks und trotz der begehrten Lage im einstmals so schlecht beleumundeten und inzwischen so nachgefragten Portixol-Viertel von Palma.

Etwa 750.000 Euro möchte er für die 160 Quadratmeter im ersten Stock des dreigeschossigen Hauses an der Küstenstraße haben. Ein paar Monate ist die Wohnung auf dem Markt. Doch das ist kein schlechtes Zeichen, ein Käufer wird sich finden. Und bis dahin ist Zeit für ein wenig Kosmetik in der 110 Jahre alten Fischerkate.

Seit ein paar Jahren ist das Portixol-Viertel stark im Kommen. Die Anzahl der Wohnungen und Häuser auf dem Markt in diesem überschaubaren ehemaligen Fischerdistrikt reicht bei Weitem nicht aus, um die Nachfrage nach Eigentumswohnungen und Häusern unter Deutschen, Skandinaviern und Engländern zu befriedigen: weil Portixol nun als Szene-Viertel gilt, Bars und Restaurants en vogue sind.

Die neuen Bewohner kommen, weil zugleich noch immer ein paar der alten da sind - die Fischer und die Arbeiter von einst, die einfachen Leute, die in den engen Straßen aufgewachsen sind. Und sie kommen, weil das Zentrum von Palma in einem zwanzigminütigen Spaziergang erreicht ist.

Dabei galt Portixol lange als heruntergekommen, als verrufen sogar. Der Wandel begann 1999 mit der Neueröffnung des Hotels Portixol. Aus dem heruntergekommenen Hostal mit fünf Stockwerken hatten Johanna und Mikael Landström ein Vier-Sterne-Design-Hotel mit 25 Zimmern geformt, das lediglich am falschen Platz zu stehen schien.

"Die ersten Gäste mussten wir noch vor dem nahen Strand warnen", erinnert sich heute die langjährige Direktorin Christina Östrem. "Wir mussten sie darauf hinweisen, dass nachts Drogenabhängige in den Straßen ihren Rausch ausschliefen."

Anfangs hätten die Einheimischen das Design-Hotel, das plötzlich die gestylten jungen Erfolgreichen aus dem Ausland anzog, noch als Fremdkörper in ihrem Viertel betrachtet. "Die meisten der Älteren aus dem Viertel, blieben auf Distanz", erinnert sich Östrem. "Aber ihre Kinder schauten herein." Das Viertel, so scheint es, hat sich in seiner Lebensart der modernen und in kühlen Blau-Weiß-Kontrasten gehaltenen Herberge nach und nach angepasst.

Was Östrem heute besonders schön findet? "Dass inzwischen frühmorgens ein paar Fischer ohne Schwellenangst zu uns kommen und einen Kaffee trinken." Was sie über die Immobilienpreise denkt? "Die sind einfach nur verrückt geworden. Das kann sich kaum noch einer leisten." Sie ist gerade weggezogen, ein paar Vororte weiter. Wohin genau? Sie lächelt nur. Stiller sei es dort. Und billiger. Ein Geheimtipp. Noch.
Helge Sobik
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