Spanien

Mallorcas neue Gesichter

Seifenfrau Anabel Ferrer auf dem Markt in Soller.

Auf der Baleareninsel mischen junge Talente traditionelle Gewerbe auf

Das Ehepaar Guillem Col und Marie Isabel Rotger experimentiert mit „Craft Beer“.

Das Weingut Biniagual nahe Binissalem. Fotos: at

Unter den Platanen von Soller spielen Kinder, drängen sich Marktstände. Es ist Spätherbst und immer noch ein sonnendurchfluteter Samstag in der mallorquinischen Kleinstadt hinter den Tramuntana-Bergen.

Anabel Ferrer ist mit ihrem Auto voller Körbe und Kisten, einem Tisch und einer rosarot gestreiften Markise angereist. Wo immer die studierte Umweltschutzwissenschaftlerin auftritt, duftet es himmlisch. Die 35-Jährige köchelt Seifen nach altem Familienrezept, Hauptzutat ist Olivenöl. Die Duftstoffe stammen aus dem eigenen Kräutergarten – frische Geranie, Zitronengras, Lavendel.

Bei Anabel und beim Bummel über den quirligen Markt von Soller kommen Urlauber auf Tuchfühlung mit den mediterranen Produkten und sind begeistert. Denn auch so kann man neuerdings Mallorca entdecken: auf den Spuren kreativer Start-up-Unternehmer, die traditionelle Gewerbe mit frischem Wind beleben.

Nächster Stopp: Wein. Schon die Mauren bauten im 13. Jahrhundert Wein auf Mallorca an, bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Reblaus die Felder kahlfraß. Doch in den letzten Jahren ist das Wein-Business wieder erblüht, eine der schönsten und ausgefallensten Bodegas ist das Weingut Biniagual nahe Binissalem, als deutscher Familienbetrieb aus Ruinen auferstanden. Ein gleichnamiges Dorf gehört dazu, mit Kopfsteinpflaster und Kirchlein, einer Ur-Bodega von 1734, Dorfbrunnen und einem Palais.

„Wir hegen und pflegen unsere Reben das ganze Jahr“, sagt Charlotte Miller, knapp 70. Die ehemalige Ärztin aus dem Bayrischen kümmert sich um die Rebstöcke so sorgsam wie früher um ihre Patienten, führt Gut und Dorf seit dem Tod ihres Mannes mit ihrer Tochter. Hochwertige Weine, darunter den preisgekrönten Rotwein Grand Veran, verkauft sie weltweit an Gourmets.

Vom Wein zum Bier: Wiederum im Städtchen Soller experimentiert das Ehepaar Guillem Col und Marie Isabel Rotger mit „Craft Beer“. In einem kleinen Ladenlokal fermentieren die beiden ihren 100 Prozent naturreinen, stark hopfigen Gerstensaft mit dem Namen „Sullerica“. Der Clou: Das Bier schmeckt dezent nach Orangenblüten, die im Tal zwischen der Stadt und der wunderschönen Bucht am Port de Soller besonders üppig gedeihen.

Säurearm muss es sein. Das ist die Grundvoraussetzung für ein gutes Olivenöl. Die Solivellas-Brüder Josep und Sebastian aus Mallorca sind stolz darauf, dass sich ihre Öle immer unter einem Säuregehalt von 0,2 Prozent bewegen, obwohl die Qualitätsgrenze für „Natives Olivenöl Extra“ viermal so hoch liegt. Die jungen Öl-Brüder haben den deutschen Kultkoch Tim Mälzer im Kundenkreis und produzieren jährlich stolze 60.000 Flaschen Olivenöl auf dem Familienhof Es Guinyent bei Alcudia.

Sie legen, wie die meisten Jung-Traditionalisten Mallorcas, gerne selbst Hand an. Sie beschneiden die Kronen der Bäume, um mehr „kühlende Meeresbrise“ durchzulassen, und gerade haben sie etwas Neues erfunden: marinierte Oliven, eingelegt etwa in Curry-Sesam-Paste, Zimt-Anis-Mischung oder Honig. Nur eine Zutat ändert sich nie: das Solivellas-Öl aus dem Familienbetrieb.

Andrea Tapper

Mallorcas Start-ups
Weingut Biniagual: www.bodegabinigual.com
Brauerei „Sullerica“: www.sullerica.com
Seifenfrau Anabel Ferrer: https://de-de.facebook.com/canbecaalgaida  
Olivenöl: www.olisolivellas.com