Spanien

Primadonna im Primavera

Geht man auf die Aussichtsterrasse des Palacio de Cibeles, liegt einem Madrid zu Füßen.

Am schönsten ist die spanische Hauptstadt im Frühling

Frische Ware gibt es auf dem Mercado de San Miguel. Fotos: cd, Destino Madrid

Es heißt, dass Madrid im Frühling nach Veilchen dufte. Das ist natürlich geschwindelt. Madrid riecht nach den Abgasen der Fahrzeuge auf den Avenidas, nach Wurst und Schinken in den Markthallen, nach dem chlorigen Javelwasser, mit dem das Trottoir vor den Geschäften geschrubbt wird. Nach Veilchen duftet es allenfalls auf dem Blumenmarkt in Lavapies oder in den Parfümerieabteilungen der Kaufhäuser.

Und doch sind die Veilchen präsent. Abertausende von krapprosa Alpenveilchen sind in der Grünanlage der Prachtstraße Castellana gepflanzt, die die Metropole von Nord nach Süd durchquert. Östlich der Achse liegen Prado, Retiro-Park und der vornehme Stadtteil Salamanca mit der elegantesten Einkaufsstraße Madrids, der Calle de Serrano. Neben international bekannten Luxuslabeln ist auch die einheimische Designerin Agatha Ruiz de la Prada vertreten. Bei Agatha ist immer Frühling. Sonnengelb, maigrün, orange, pink und türkis leuchten Kleider, Röcke und Blusen.

Nein, Madrid geht nicht in Sack und Asche, auch wenn die Krise den Menschen zusetzt. Die Devise lautet: Nur nichts anmerken lassen! Schon gar nicht im Frühling, wenn die Wärme zurückkommt und der seidenblaue Himmel wie auf den Bildern von Velasquez strahlt.

Madrid bleibt nicht stehen, sondern ist in stetigem Wandel begriffen. Wo einst die Stadtautobahn eine tosende Schneise zog, zieht sich heute der Park Madrid Rio am Ufer des Manzanares als kilometerlange Grünanlage dahin. Gleich daneben liegt der Kulturkomplex Matadero in den Ziegelgebäuden des bis 1985 betriebenen Schlachthofes. Ins Matadero sollte man am späten Nachmittag kommen, wenn es hier vor Menschen wimmelt, die durch die Installationen schlendern und danach den schönsten Kinosaal der Metropole bevölkern.

Immer gut für einen schnellen Imbiss ist der Mercado de San Miguel an der gleichnamigen Plaza. Die älteste Eisenkonstruktion Spaniens wurde glanzvoll restauriert. Hier schnabuliert man an den Ständen lässig im Stehen, herzhafte Fischhäppchen etwa, das Stück für einen Euro. Wer sich lieber zu Tisch setzen will, kann seine Tapas als Abfolge im halben Dutzend auch im angesagten Vi-Cool haben, das gleich zweimal in der Stadt vertreten ist.

Oder man geht zu Pepa Munoz. Die Küchenchefin serviert in ihrem Restaurant El Qüenco de Pepa spanische Küche aus besten Produkten. Richtig gut speist man auch im Corral de la Moreria in der Nähe des Königspalastes. Der Flamenco-Tablao unter der Leitung der ehemaligen Tänzerin Blanca del Rey gilt als bester Spaniens. Genau der richtige Ort, um mit Furor in das Madrider Nachtleben einzutauchen, das keine Sperrstunde kennt.

Um am nächsten Morgen wieder wach zu werden, lässt man sich am besten den Wind um die Nase wehen. Auf der Aussichtsterrasse des Palacio de Cibeles geht das am besten. Ganz Madrid liegt einem zu Füßen. In den palastartigen Räumen der ehemaligen Hauptpost residieren heute die Bürgermeisterin und das „Centrocentro“ als Kunst- und Kulturforum.

Manchmal duftet Madrid wirklich nach Veilchen. Jedenfalls im verspielten Lädchen La Violeta an der Plaza de Canalejas mit ihren prunkvollen Belle-Epoque-Fassaden. Madrid zeigt sich hier als Primadonna. Im Prima‧vera genannten Frühling sowieso. Weitere Informationen unter www.esmadrid.com.
Claudia Diemar