Sri Lanka

Zu den Wolkenmädchen

Wer die Sigiriya Festung erklimmt, sollte schwindelfrei sein

Wer die Sigiriya Festung erklimmt, sollte schwindelfrei sein. Foto: uf

Die Sigiriya-Festung ist eines der Highlights im Kulturdreieck des Landes.

Nur selten sieht man den Löwenfelsen so menschenleer

Nur selten sieht man den Löwenfelsen so menschenleer. Foto: Sean3810 / iStockphoto

Von oben hat man einen fantastischen Ausblick

Von oben hat man einen fantastischen Ausblick. Foto: uf

Schon von weitem ist er zu sehen. Stolz überragt der Löwenfelsen die in sämtlichen Grüntönen schimmernden Baumwipfel. Fast ehrfürchtig bleiben die Besucher um Guide Bonny am Fuße des 200 Meter hohen Monolithen Mitten im Herzen Sri Lankas stehen. Vielleicht wollen sie aber auch nur kurz Kräfte sammeln; das Ziel an diesem Morgen ist die Festung Sigiriya auf dem Gipfel.

Mehr als 1.200 Stufen auf dem Weg zum Gipfel

Auch wenn nur 200 Meter zu erklimmen sind, so haben es die mehr als 1.200 Treppenstufen auf dem Weg nach ganz oben in sich. Das wissen auch die Einheimischen, die Getränke, Snacks und Souvenirs verkaufen und die immer wieder ihre Hilfe anbieten, zum Beispiel schwächelnden Touristen die Hände reichen, um sich so einen kleinen Obolus hinzuzuverdienen.

Es ist schwül, schon nach kurzer Zeit bilden sich kleine Schweißtropfen auf der Stirn. „Das Klima ist tropisch. Je früher man hierher kommt, desto besser. Dann ist es nicht zu heiß und es sind weniger Besucher vor Ort“, sagt Bonny. Er ist froh, endlich wieder Touristen durch seine Heimat führen zu können. Und er hofft, dass die Nachfrage weiter steigen wird. „Mit unserem neuen Präsidenten wird alles besser. Das ist ein guter Mann mit gutem Ruf, der vieles richtig macht“, schwärmt er.

Die Geschichte eines Vatermörders

Bonny ist fit wie ein Turnschuh. Vor der Corona-Pandemie ist er mehrfach pro Woche zur Festung hinaufgestiegen. Die Hitze und die vielen Treppenstufen scheinen ihm nichts auszumachen. Und er hat auch noch genügend Luft, um von der Geschichte dieses besonderen Ortes zu berichten.

Ein Blick ins fünfte Jahrhundert nach Christus zurück zeigt, weshalb die Festung, zu deren Fuße einst eine komplette Stadt lag, für Fremde nur schwer zu erreichen ist. Errichtet wurde Sigiriya Erzählungen nach von Kassapa, der seinen Vater, König Dhatusena, ermordete, um sich so den Thron zu sichern, der eigentlich seinem Halbbruder Moggallana vorbehalten war. Aus Angst vor seinem Bruder baute Kassapa die Festung Sigiriya, wo er residierte. Ein Happy End gab es für ihn jedoch nicht. Moggallana kehrte mit seinen Truppen aus Indien zurück, wohin er geflohen war, besiegte die Kämpfer vor Ort und Kassapa nahm sich das Leben.

Fantastische Ausblicke

Nach ziemlich vielen Treppenstufen ist ein guter Teil der Strecke geschafft und die Reisegruppe um Bonny ist auf der ersten Terrasse angekommen, wo ein kleines Häuschen in der Ecke die Aufmerksamkeit der Besucher erregt. „Das ist eine Hütte zum Schutz vor den Wespen“, erklärt Bonny und deutet auf den Felsen, an dem dunkle riesige Nester zu erkennen sind. „Um sie nicht zu reizen, solltet ihr leise sein.“

Nach Redenschwingen ist vielen gerade sowieso nicht zu Mute. Über die „Lion Staircase“ geht es ziemlich steil aufwärts zum Gipfel des Felsen. „Wie ist das schön hier“, sagt eine Besucherin beeindruckt, während sie verschnauft und vorbei an Ruinen schlendert, vorbei an Überresten des Lustgartens, der großen königlichen Badewanne und dem einstigen Thron, vorbei an Höhlen, in denen einst unter anderem Mönche lebten.

Fotografieren der Wolkenmädchen streng verboten

Die Überbleibsel der einst imposanten Festung sind nicht das einzige Highlight in Sigiriya. Auf dem Weg nach unten, auf halber Höhe unter einem Felsüberhang prangen Fresken von Wolkenmädchen, meist barbusigen Frauen, die im Laufe der Jahre von verschiedenen Künstlern mal gekonnt, mal weniger gekonnt restauriert wurden. Um sie nicht durch Blitzlicht zu zerstören, ist Fotografieren verboten.

Vorbei geht es an der sogenannten Spiegelwand, einer Mauer, die unter anderem mit Harz und Eiweiß auf Hochglanz poliert wurde. Einst prangten gegenüber ebenfalls Fresken von Wolkenmädchen, die jedoch im Laufe der Jahre verblasst sind. Dann macht sich die Gruppe auch schon an den Abstieg.

Bonny hat sich in den Kopf gesetzt, seinen Gästen innerhalb kürzester Zeit möglichst viel von seiner faszinierenden Heimat zu zeigen, vor allem die Highlights des Kulturdreiecks von Sri Lanka, das die Städte Anuradhapura, Polonnaruwa und Kandy bilden. Und so geht es an diesem Tag gleich weiter nach Kandy und dem berühmten Zahntempel, wo der linke Eckzahn von Buddha Siddharta Gautama aufbewahrt wird. Doch das ist eine andere Geschichte.

Info

Derzeit gibt es keine Direktflüge von Deutschland aus nach Sri Lanka. Besucher können beispielsweise mit Emirates über Dubai anreisen. Wer die Sigiriya-Festung besteigen will, braucht festes Schuhwerk, Sonnen- und Mückenschutz. Bei Regen ist ein Aufstieg nicht empfehlenswert, da die Stufen sehr rutschig werden können. 

Ute Fiedler
Anzeige