Kreuzfahrten

Auf Crusoe-Cruise

Die Star Clipper, Anfang der 90er in Dienst gestellt, bietet maritimen Charme für maximal 170 Passagiere an Bord

Die Star Clipper, Anfang der 90er in Dienst gestellt, bietet maritimen Charme für maximal 170 Passagiere an Bord

Star Clippers: Auf dem Pazifik entlang der Küsten von Costa Rica und Panama

Traumhafte Inseln wie Coiba säumen die Routen der Star Clipper in Mittelamerika

Traumhafte Inseln wie Coiba säumen die Routen der Star Clipper in Mittelamerika

Tagestouren führen in die Nationalparks von Costa Rica, die bunte Tierwelten bereithalten

Tagestouren führen in die Nationalparks von Costa Rica, die bunte Tierwelten bereithalten

ta-Redakteur Felix Hormel hat sich am Seetag auf 18 Meter in den Mast gewagt

ta-Redakteur Felix Hormel hat sich am Seetag auf 18 Meter in den Mast gewagt. Fotos: fx

Ginge es kitschiger, es wäre nicht auszuhalten. Du liegst im Klüvernetz, der größten Hängematte auf hoher See, und unter dir brausen die Delfine am Bug durch die Fluten. Du fährst flussaufwärts mit einem kleinen motorisierten Floß durch dicht verschlungene Mangrovenwälder und ein Pelikan landet kess und schaubegierig auf dem Fährdach. Als Gast im Paradies öffnest Du die Kokosnuss am Strand sachverständig mit einem kantigen Stein – zum Wohl! Ein kurzer Schauer, dicke Tropen platschen auf heiße Erde, Wasserdampf steigt aus den Wäldern auf.

Momente wie diese flimmern noch lang in der Erinnerung. Und wenn zu der sakral-poppigen Auslaufmelodie „Conquest Of Paradise“ des griechischen E-Komponisten Vangelis die 16 perlweißen Segel der Star Clipper gehisst und in den Wind gestellt werden, wird klar: Es sind nicht die Reisenden, die hier als umgangssprachliche Konquistadoren die Küsten und Buchten entlang ihres Pazifik-Törns vor Costa Rica und Panama erobern. Das Schiff erobert die Reisenden.

Hohe Repeater-Rate

Unter ihnen sind beachtlich viele Wiederholungssegler. Der Repeater-Anteil bei den Gästen der monegassischen Reederei Star Clippers liegt bei über sechzig Prozent. Wenn die Schiffe nach ihrer Saison im Mittelmeer zur Atlantiküberquerung aufbrechen, sind sogar über achtzig Prozent der Passagiere Stammgäste.

Aber für wen eignet sich diese ganz eigene Form von Kreuzfahrt? Prinzipiell für jeden, der etwas wasserfest ist. Anders als bei den großen Ozeanriesen macht sich der Wellengang doch etwas bemerkbar.

Eingelullt vom Schwell

Hat der Pazifik-Schwell mit seinen lang gedehnten kammlosen Wellen den Segler fest im Griff, wiegt das Schiff längs entlang des Kiels auf dem Wasser wie ein Akrobat beim Seiltanz. Der Horizont verschwindet im Takt immer wieder hinter der Reling, im Blick nur noch blauer Himmel, bevor die umliegenden Eilande wieder in Sicht kommen. Diese Bewegung fühlt sich allerdings sanft, überhaupt nicht ruppig an.

Anders jedoch als bei den herkömmlichen Cruise Linern, die mit mehreren Tausend Menschen an Bord über die Meere kreuzen, hat man auf dem Viermaster nie das Gefühl, etwas zu verpassen. Es gibt keine zig Spezialitätenrestaurants, sondern eins. Und das ist hervorragend. Es gibt auch nur eine Bar – mit reizendem Personal – und eine Bücherei, die ausschaut wie ein Tea-Time-Salon und gut bestückt viele Schmöker auch auf Deutsch bereithält.

An Deck geht es leger zu

Die Kabinen – keine an Bord gleicht einer anderen – sind klein, gemütlich und klassisch-maritim designt, die Nasszellen funktional. Aber in der Kabine hat man eh nichts verloren, das Bordleben findet, übrigens vollkommen leger, an Deck statt.

Die Brücke ist so gut wie immer zugänglich, der Kapitän und seine Crew sind fast allzeit ansprechbar. Kreuzfahrtdirektor, diesmal, Axel Melchior, bei dem auch Landausflüge gebucht werden können, ist Costa-Ricaner mit deutschen Wurzeln. Auf diesem Törn Ende Januar ab/bis Puerto Caldera bei Puntarenas ist sein liebster Anleger: in Panama.

Idyllische Inseln

Die kleine Insel Coiba hat es ihm angetan. Sie ist nur eine von einer ganzen Handvoll Kleinoden entlang der Route, allesamt als wären sie Schauplatz der Robinson-Crusoe-Erzählung, und steht unter Naturschutz sowie auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco. Ihr Golf schützt das Unterwasserleben von den Strömungsanomalien und den hohen Wassertemperaturen, die das Klimaphänomen El Niño turnusmäßig mit sich bringt. Entsprechend hoch ist hier die Biodiversität.

Wie bei allen Wassersport-Aktivitäten stattet die Reederei ihre Gäste kostenfrei mit dem nötigen Equipment aus. Und dann teilen wir uns die Bucht beim Schnorcheln für eine Weile mit aberhunderten Fischen aller Größe und Couleur und einer Schildkröte.

Highlight am Seetag: Mastklettern

Abends wird auf dem Mittschiff getanzt, es gibt Quizze und Motto-Partys, die Crew ist immer voll dabei. Wir segeln in den Sonnenuntergang. Der Wind reicht nicht ganz, der Motor kommt zur Hilfe. Vor uns liegt ein Seetag, der zum Klettern genutzt werden darf. Bis auf 18 Meter kraxeln die tapfersten Gäste durch die Takelage zu einer Aussichtsplattform im vorderen Fockmast. Der weite Blick belohnt die Courage.

Von Felix Hormel

Info: Winter-Törns 2025 / 2026 buchbar

Seit 18. März sind die Segelreisen der Wintersaison 2025 / 2026 im Verkauf, darunter neue Karibik-Routen der Star Clipper. Der Viermaster unternimmt vom neuen Ein- und Ausschiffungshafen St. Georges auf Grenada elf- und zwölf­tägige Törns mit Zielen wie Charlottesville und Castara Bay (beide Tobago), Carriacou (Paradise Beach), Charlestown Bay (Canouan), Saint-Pierre (Martinique) und Saline Bay (Mayreau). Neben der Karibik stehen auch die Küste Costa Ricas und der Panamakanal wieder in den Fahrplänen.