Brasilien

Brasilien: Schwarzwälder Kirsch im Regenwald

Deutschland in Brasilien: In Pomerode gibt es Fachwerkhäuser, Brauereien und Schwarzwälder Kirsch.

Deutschland in Brasilien: In Pomerode gibt es Fachwerkhäuser, Brauereien und Schwarzwälder Kirsch. Foto: jw

Im Bundesstaat Santa Catarina spricht man Deutsch

An Traumstränden mit blendend weißem Sand, Palmen und Strandkiosken, die Caipirinha und frisch gepresste Säfte anbieten, herrscht auf der Ilha de Santa Catarina kein Mangel. Weit geschwungen ist das Meeresufer von Campeche im Süden der Insel mit seinen Dünen. Surfer werden eher von den hohen Wellen an der Praia do Moçambique im Norden angelockt. Der brasilianische Bundesstaat Santa Catarina liegt südlich von Sao Paulo, er ist mit Umsteigen ab Deutschland gut zu erreichen. Zielflughafen könnte etwa das auf der Ilha de Santa Catarina gelegene Florianópolis sein. Doch auch wenn Santa Catarina vor allem für seine vorzüglichen Strände bekannt ist, so sollten deutsche Urlauber das Landesinnere auf keinen Fall auslassen. Sie werden sich dort wie zu Hause fühlen. Aufgrund der Auswanderer, die ab 1820 vor allem aus dem Hunsrück und aus Pommern hierher kamen, spricht man Deutsch: Zum Beispiel in Blumenau, wo alljährlich in Trachten bei Blasmusik drei Wochen lang Oktoberfest gefeiert wird. Länger als in München. Natürlich gibt es ein Biermuseum, das „Museu da Cerveja“, und das mächtige Rathaus ist wie selbstverständlich im Fachwerkstil erbaut. Noch beeindruckender ist Pomerode im Vale Europeo, im Europäischen Tal. Dies heißt so, weil sich hier vor allem Deutsche, Italiener und Polen angesiedelt haben. In Pomerode begrüßt den Fremden ein Kirchweihbaum. Es gibt Fachwerkhäuser satt, Brauereien wie die Brauerei „Schornstein“, die frisch Gebrautes zapfen und servieren, und Schwarzwälder Kirsch im Restaurant „Torten Paradies“. Das mag seltsam anmuten, und die Sprache ist es auch: eine Art Plattdeutsch vermischt mit Hochdeutsch und portugiesischen Wörtern. Etwas außerhalb liegt „Mundo antigo“, die „Alte Welt“, ein Gasthaus mit Ferienhäuschen auf dem Bauernhof, die zu mieten sind. Deutsche Volksmusik dudelt aus der Konserve. Der Wirt und seine Kinder sind strohblond und haben hellblaue Augen. Um die Ecke parkt ein VW-Käfer. Die Natur hier ist subtropisch und üppig: Wasserfälle, die sich in kleine Gesteinsbecken ergießen, in denen es sich trefflich baden lässt, Palmen, Tillandsien, Orchideen und bunte Papageien. Die Strände sind puderweiß, das Wasser klar. Im Hinterland lockt das bis zu 2.000 Meter hohe Bergland mit Canyons und Aktivtourismus wie Rafting oder Mountainbiking. Ein neuer Radweg, der „Circuito Vale Europeo“, wurde gerade ausgeschildert. Es gibt eine Fachwerkstraße, die „Rota do Enxaimél“, und in und um Pomerode angeblich an die 14 Brauereien, die nach dem bayerischen Reinheitsgebot brauen. Und: Man spricht Deutsch!
Judith Weibrecht