Vietnam

Frühsport um halb fünf

Zum Feierabend zieht es viele Einwohner Nha Trangs zum Planschen und Plauschen ans Meer.

Die Vietnamesen lieben es, sich morgens zu bewegen

Ein wenig Gymnastik – hier ein Spielplatz in Nha Trang – hat noch niemandem geschadet. Fotos: ras

Mindestens einmal sollten sich selbst notorische Langschläfer in ihrem Vietnam-Urlaub noch vor Morgengrauen aus dem Bett quälen, um mit eigenen Augen zu sehen, wie die Vietnamesen ihren Tag beginnen. Egal, wo man ist, ob in Millionenstädten wie Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) oder Hanoi, in einem kleinen Dorf, am Strand oder im Gebirge - überall treiben die Einheimischen Frühsport.

Schon um halb fünf Uhr ist ganz Vietnam auf den Beinen, geht oder fährt mit dem Rad oder Mofa zu einem Frühsportplatz. Und dann bewegt sich die Jungunternehmerin neben einer erstaunlich biegsamen Urgroßmutter, fordert ein Jungspund jemanden zum Badminton heraus. Der Urlauber reibt sich erstaunt die Augen, wenn er den riesigen Menschenmengen beim gemeinsamen Dehnen, Strecken, Hüpfen und Tanzen zusieht. Und dass man um diese Uhrzeit auch schon Badminton mit einer solchen Geschwindigkeit spielen kann. Und was macht der Alte da auf der Rutsche? Sit-ups! Ähnlich werden auch andere Klettergerüste auf den Spielplätzen für Leibesübungen genutzt.

Erstaunlich ist, dass die Vietnamesen beim Frühsport auf den sonst so verbreiteten Mund-, Arm- und Fußschutz verzichten. Der Mundschutz - von knallbunt über gepunktet bis ganz grässlich - soll verhindern, dass man die smogbelastete Luft einatmet. Der hautfarbene Arm- und Fußschutz soll keine Sonne an die Haut lassen: Vornehme Blässe ist in und zeigt, dass man aufgestiegen ist und nicht mehr auf dem Feld arbeitet, sondern im Büro. Kleidsam ist dieser Schutz aber nicht gerade.

Doch zurück zum Frühsport, der nach einer Stunde vorbei ist. Alle fahren dann nach Hause, duschen, frühstücken und gehen ihrer Arbeit nach. Und weil der Urlauber nun schon so früh wach ist, kann er auch gleich noch ein anderes Frühvergnügen anschauen: einen Markt. Voll ist es auch hier, wo jeden Morgen Fischer und Bauern ihre frischen Waren anbieten, die zumeist von Restaurants und kleinen Händlern gekauft werden. Bei einigen Waren wie den Schweineköpfen kostet allein schon das Anschauen starke Nerven.

Spätestens jetzt sollte man frühstücken. Macht man es wie die Vietna?mesen, isst man eine heiße Nudelsuppe und trinkt einen starken vietnamesischen Kaffee. Sehr beliebt ist die klimatisierte Fast-Soup-Kette "Pho 24".

Ähnlich wie am frühen Morgen findet auch zum Feierabend vielerorts sportliche Betätigung statt - nur nicht ganz so exzessiv. Alle Turngeräte auf den Spielplätzen dienen wieder für Sit-ups, die Badminton-Plätze sind voll, Strände und Meer ebenso. Die Vietnamesen treffen sich mit Familienmitgliedern und Freunden, quatschen am Strand und haben oftmals eine quietschgelbe Warnweste an. Diese wird - wie die gesamte Bekleidung - zum Planschen nicht ausgezogen, denn die meisten Vietnamesen können nicht schwimmen.
Sylvia Raschke
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