Griechenland

Ruhe ist die beste Medizin

Kaiki heißen die Holzschiffe, mit denen Touristen in Griechenland von Insel zu Insel hoppen können.

Kaiki heißen die Holzschiffe, mit denen Touristen in Griechenland von Insel zu Insel hoppen können. Foto: pa

Auf der griechischen Insel Kos fällt es leicht, dem Rat von Hippokrates zu folgen

Die Ägäis glänzt wie das Talermeer von Dagobert Duck in Entenhausen. Wellen massieren sanft den roten Bauch des „Kaiki“. Das traditionelle griechische Holzschiff können Touristen im Fischerort Mastichari auf der Insel Kos entern. Jetzt ankert es vor der unbewohnten Insel Nera, irgendwo in der östlichen Ägäis unweit der türkischen Küste.

Die See hält Siesta, nachdem sie uns am Morgen aufgebracht verschaukelt hatte, und die Passagiere an Bord halten mit. Auf den zwei Decks laden blau-weiße Matratzenlager zum Tagträumen ein. Aber wovon träumen, wenn man sich schon im Paradies auf Erden wähnt? Es gibt nichts zu tun, außer von den prallen Melonenstücken zu picken, welche die Crew unter dem Schattendach serviert, und das Mütchen mit einem Ouzo oder einem Sprung ins Nass zu kühlen. Schnorchelutensilien stehen gleichfalls parat; das Wasser ist klar wie ein Brillant.

Ein Inseltörn mit dem Kaiki wird von vielen deutschen Reiseveranstaltern angeboten. Der Ausflug verspricht Abwechslung vom Hotelalltag zwischen Frühstücksbüfett, Aquagym, Bräun-Sessions und abendlichem Show-Programm. Etliche Häuser auf Kos werden All-inclusive geführt, so auch das Carda Beach in Kardamena. 1-2-Fly vertreibt das Hotel unter dem Komfort-Label „Excellence“, was seine Berechtigung hat. Zimmer und Pools sind großzügig angelegt, es gibt mehrere Restaurants und ein duftiges Spa. Einziger Wermutstropfen: Um im Meer zu baden, muss man eine Straße überqueren, und der Einstieg ins Wasser ist felsig. Doch das ist nicht überall auf der Insel so. Vielerorts versanden die Wellen in hellen Stränden, Kos taugt zum Baden auch für Familien.

Mit 42 Kilometern Länge und acht Kilometern Breite ist Kos die drittgrößte Insel der Dodekanes-Gruppe. Nur vier Kilometer trennen das Eiland von der türkischen Küste. Es gibt auch fruchtbare Ebenen, doch karge Gebirge dominieren. Im Hauptort Kos schlägt das kulturelle Herz der Insel. Ärzte und Pharmazeuten kommen für Tagungen hierher, um sich in die Tradition des Hippokrates zu stellen. Der berühmte Arzt der Antike soll auf Kos geboren worden sein. Deswegen beherbergt Kos-Stadt auch das Hippokrates-Museum und ist Standort des Internationalen hippokratischen Instituts.

Wichtigste Einnahmequelle ist heute der Tourismus, danach kommt die Landwirtschaft. Als eine der ersten griechischen Inseln kann Kos den Elektrizitätsbedarf weitgehend mit Windenergie decken. Ein Windpark im Osten der Insel macht's möglich.

Die Sonne neigt sich dem Horizont entgegen, ihre Strahlen fließen golden. Wir haben derweil noch eine kleine Kirche auf der Insel Nera besucht. Dort droben nisten sich hin und wieder Mönche ein, wenn sie Entsagung in ihrer reinsten Form praktizieren wollen. „Durch Enthaltsamkeit und Ruhe werden viele Krankheiten geheilt“, predigte schon Gesundheitsexperte Hippokrates. Wir halten uns lieber an eine andere seiner Weisheiten – „Heiterkeit entlastet das Herz“ – und scherzen bei Getränken.

Dann ist es an der Zeit, den Motor anzuwerfen, um noch vor der Dunkelheit auf Kos zu sein. Die Kette spannt sich, knirscht, knarzt, der Anker hat sich auf dem Meeresgrund verheddert. Wir sitzen fest. Die Mannschaft beginnt zu fluchen, dies scheint nicht Teil des Touristenprogramms zu sein. Plötzlich lässt der Anker doch locker. Schade eigentlich.

Pilar Aschenbach
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