Spanien

Ein Meer wie Olivenöl

La Fortalesa liegt auf der Avancada-Landzunge.

Mallorca: Mit dem Schiff von Leuchtturm zu Leuchtturm

Startklar: Glasbodenboot im Hafen von Pollensa. Fotos: cb

Die zehn Kilometer lange und sechs Kilometer breite Bucht von Pollensa im Nordosten Mallorcas ist Ausgangspunkt für Schiffstouren und ein lohnendes Ausflugsziel. Dank der schützenden Berge der Halbinseln Formentor und La Victoria erreicht Seegang die Bucht selten. Einheimische sprechen deshalb auch von einem "Meer wie Olivenöl", für Deutsche ist es schlicht spiegelglatt. Langeweile kommt nicht auf, denn sommerliche Thermik sorgt für stabilen Seewind. Das macht die Bucht zu einem Eldorado für Windsurfer und Segler.

Vom Ferienort Alcudia bis an Pollensas Hafen zieht sich ein langer, teilweise breiter Sandstrand. Das ehemalige Fischerdorf Puerto de Pollensa prägen kleinere Hotels und Apartment-Anlagen, große Hotelblöcke fehlen weitgehend. Hinzu kommen Galerien und ein Wochenmarkt mit ursprünglichen Inselprodukten sowie Mallorcas einziger Kalvarienberg. An Zypressen vorbei führen 365 Stufen - eine für jeden Tag des Jahres - bis zur 170 Meter hoch gelegenen, über 200 Jahre alten Barockkapelle mit tollem Rundblick.

Neben dem großen Yachthafen besteigen wir eines der nach Fahrplan verkehrenden Glasbodenboote. Sie haben zwar riesige Fenster, aber so eine schöne Unterwasserwelt wie am Roten Meer ist nicht zu entdecken. Dafür entschädigt der Anblick der unzugänglichen, weil in Privatbesitz befindlichen Avancada-Landzunge, die ein reicher Brite für stolze 40 Millionen Euro erworben hat. Acht Gebäude mit 17 Gästezimmern, zwei Pools und Hubschrauber-Landeplatz gehören zur Anfang des 17. Jahrhunderts errichteten Festung. Die Ironie will es, dass La Fortalesa bis zum Zweiten Weltkrieg immer wieder Ziel der britischen Flotte war. Langsam zieht der Leuchtturm der 87.000 Quadratmeter großen Landzunge vorbei.

Hinter einsamen Buchen klebt eine gigantische Finca wie ein Schwalbennest am Hang. Auf Kalkfelsen mit viel Grün folgt das in einem Pinienwald versteckte Fünf-Sterne-Hotel Formentor, das seit 2006 zur mallorquinischen Kette Barcelo gehört. Eröffnet wurde die Luxusherberge bereits 1929 vom argentinischen Millionär Adan Diehl, dessen reiche Gäste ihn nicht vor dem Verkauf im Zuge der Wirtschaftskrise 1936 bewahren konnten.

Winston Churchill hat hier gemalt, der Schauspieler Sir Peter Ustinov sowie der Dalai Lama im Hotel übernachtet. Grace Kelly und Fürst Rainier von Monaco haben einen Teil ihrer Flitterwochen im Formentor verbracht und Alt-Kanzler Helmut Schmidt erfuhr hier vom russischen Einmarsch in Afghanistan. Weiter führt der Törn bis ans 384 Meter hohe Kap Formentor, die Nordspitze Mallorcas. Und am Ende einer Landstraße wartet ein weiterer Leuchtturm.
Christian Boergen
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