Türkei

Istanbul vom Wasser aus

Abstecher in einen beliebten Diplomatenvorort: der Hafen von Tarabya am Bosporus.

Eine Bosporusfahrt vorbei an Palästen, Holzhäusern, Hotels und Burgen

Verschlang ein Viertel der türkischen Steuereinnahmen eines Jahres: der Ciragan Palace am Bosporus.

Sahnejoghurt ist die Spezialität von Kanlica und nur 0,3 Prozent fetter als deutscher Vollmilchjoghurt. Fotos: cb

Sie suchen nach dem besten Weg, Istanbul zu erkunden? Dann buchen Sie eine Bootsfahrt auf dem Bosporus! Denn der belebte Wasserweg sorgt für Entdeckungen der ganz anderen Art: Von ihm aus werden historische Paläste und Holzhäuser sichtbar, die vom Ufer aus nicht erkennbar sind. Wie auf einem Präsentierteller liegen die Luxushotels, Universitäten, Moscheen und Burgen entlang der Meerenge. Eine Fahrt, die sich sogar an kalten Wintertagen lohnt.

Los geht es mit Ausflugsbooten vom Anleger südlich der Galatabrücke oder vor den Seemauern von Konstantinopel. Sie liegen unterhalb des Topkapi-Palastes mit Blick auf die Blaue Moschee. Halbtagesausflüge führen zum Teil bis Anadolu Kavagi, wo Zeit für ein Fischessen und das Besteigen des Festungshügels bleibt. Veranstalter bevorzugen eher anderthalbstündige Fahrten, die sich besser mit kurzen Citytrips kombinieren lassen.

Zu den Highlights gehört der schier endlose neoklassizistische Dolmabahce-Serail, in dem Republikgründer Kemal Atatürk 1938 gestorben ist. Heute noch wird der Palast für Staatsempfänge genutzt.

Das mehr als 300 Räume fassende Gebäude hat Sultan Abdülmecid I. nach europäischen Vorbildern bauen lassen. Fertiggestellt wurden sie 1856, ausgestattet mit damals modernster Technik wie Wasserspülungs-Toiletten und Gaslampen. Dieser Prunk verschlang rund ein Viertel der Steuereinnahmen eines Jahres und machte die Türkei zum „Kranken Mann am Bosporus“.

Davon kann heute keine Rede mehr sein. Hinter dem Palast ragt der mächtige Glasturm des Ritz-Carlton auf, ein Stück weiter das Conrad Istanbul. Am Bosporusufer folgen in Palästen aus dem 19. Jahrhundert das Four Seasons sowie das Kempinski Cyradan Palace, beide mit stilvollen modernen Anbauten. Vor der ersten Bosporusbrücke von 1973 stehen das Radisson Blu und das Design-Hotel The House Bosphorus. Die tiefste Stelle der Meerenge wird beim Fischerdorf Arnavutköy erreicht. Starke Strömung ermöglicht dort das Studieren des Einbahnsystems für große Schiffe im Bosporus, dank dessen das Unfallrisiko erheblich gesunken ist.

Keine der Villen am Ufer ist weniger als 1,5 Millionen Euro wert. Besonders malerisch präsentieren sich unter Denkmalschutz stehende, traditionelle Holzhäuser. Adrett wirkt auf der asiatischen Seite die bereits im 19. Jahrhundert gegründete Militärakademie zwischen zwei spitzen Türmen.

Nächster Höhepunkt ist die Burg Rumeli Hisari, die Mehmet der Eroberer 1451 an der engsten Stelle des Bosporus in Europa errichten ließ. Mit ihr und der 660 Meter entfernten, „asiatischen Schwester“ Anadolu Hisari bereitete Mehmet II. Fatih die Einnahme Konstantinopels zwei Jahre später vor. Logisch, dass die zweite Bosporusbrücke „Mehmet“ heißt. Die Hängebrücke ist baugleich mit der ersten, beide sind nachts bunt beleuchtet.

Am Anleger Kanlica lohnt ein Stopp zum Probieren des berühmten Sahnejoghurts. Der verhält sich zu deutschen Vollmilchjoghurt wie Büffelmozzarella zu normalem Mozzarella, kostet pur 1,75 Euro, mit Früchten oder Honig 2,50 Euro.

Am europäischen Ufer gegenüber lockt das schmucke Fischerstädtchen Tarabya. Dominiert wird es vom zwölfstöckigen Leading Hotel Grand Tarabya. Neid auf die deutsche Generalkonsulin kommt beim Anblick ihrer 1887 in Holzarchitektur gefertigten Sommerresidenz in einem weitläufigen Park auf. Der Auswärtige Dienst nutzt die schmucke Anlage für deutsch-türkische Dialoge und andere Veranstaltungen.

Beim Umkehren am Schwarzen Meer sind die Fundamente der Yavuz-Sultan-Selim-Brücke erkennbar, die künftig als dritte Brücke Asien mit Europa verbinden soll.


Christian Boergen

Kreuzen auf dem Bosporus
Die Bosporustouren werden von verschiedenen Reedereien angeboten. Infos gibt es unter www.istanbul-tourist-information.com. Die städtische Schiffsgesellschaft Sehir Hatlari präsentiert sich im Internet sogar auf Deutsch (www.sehirhatlari.com.tr/de), die Reederei Turyol (www.turyol.com/en) immerhin auf Englisch. Besonders stilvoll ist die Retro-Yacht von The Armada Boat für bis zu 50 Passagiere. Infos unter www.thearmadaboat.com/homepage.html.