El Salvador

Feuriger Rohdiamant

Noch sind viele Pyramiden – wir hier in San Andres – unter Grasschichten verborgen.

El Salvador ist das unbekannteste Land Mittelamerikas

Bis Mitte der 50er Jahre spukte der Vulkan Izalco noch Lava. Fotos: smk

Es war ein irres Projekt: Das Cerro Verde Mountain Hotel sollte eine Luxusherberge inmitten dreier Vulkane werden. Hier, im Südwesten El Salvadors, im Cerro ‧Verde Nationalpark wollte man es in den 1950er Jahren bauen – 150 Meter vom Kraterrand des Izalco entfernt, einem der aktivsten Vulkane Amerikas.

Der Anblick war phänomenal. Unaufhörlich loderte Izalcos Feuer und brachte die Dollar‧augen der Investoren zum Glühen. Mit einem Drink in der Hand, so ihre Idee, sollte man das Schauspiel genießen können.

Die Kosten waren hoch, der Aufwand enorm. Doch kurz bevor das Hotel 1957 fertig war, der Schock: Der Izalco hörte auf zu spucken! „Die einzigen, die die Show genießen konnten, waren die Bauarbeiter“, sagt ein Anwohner. Heute ist das Hotel eine Ruine.

Nebelschwaden durchziehen manchmal das Gelände, hüllen es ein, wie einen Traum, der abrupt endete. Doch El Salvador träumt wieder, hofft auf einen Investor. Und auf zehn Millionen US-Dollar, um den Vulkanpalast neu auferstehen zu lassen.

Seit jeher beeinflussen Vulkane die Geschicke des Landes. Über 20 existieren, auch aktive, die qualmen wie Kettenraucher. Manchmal brechen sie auch aus, wie zuletzt im Jahr 2005. Vor vielen Jahrhunderten, um 600, traf es die Maya-Siedlung Joya de Ceren. Am Abend krachte es. Große Brocken des Vulkans Caldera nahmen Kurs aufs Dorf, Lava kroch bedrohlich näher. Es regnete Asche, die alles begrub – wie in Pompeji. Und wie Roms Sommerresidenz fiel auch Ceren in einen tiefen Schlaf – bis 1976 ein Bulldozer Reste der Ruinen bei Bauarbeiten freilegte.

Joya de Ceren erwachte und die Nachricht vom „Pompeji Amerikas“ ging um die Welt. Der US-Archäologe Payton Sheets, der die ersten Grabungen leitete, gräbt 30 Jahre später immer noch. „Wir haben hier noch 100 Jahre zu tun“, sagt er.

Auch El Salvador war mal Maya-Land. Auch hier ragen Pyramiden auf, in San Andres, Casa Blanca, Tazumal – alle nicht weit voneinander entfernt, was für so fast jeden Ort im kleinsten Land Mittelamerikas gilt und das Reisen angenehm macht; auch wegen der Straßen, die zu den besten Zentralamerikas gehören.
Entspannt gehts in Suchitoto zu, der Kolonialstadt am Suchitlansee. Wenn es etwas gibt, was hier jeder hat, dann ist es Zeit.

Ein idealer Ort für das wohl schönste Boutique-Hotel des Landes: Los Almendros de San Lorenzo. Die Inhaber, Pascal Lebailly und Ex-Botschafter Joaquin Rodezno, haben mit Geduld, Geld und Liebe einem heruntergekommenen Kolonialhaus neuen Glanz verliehen.

Den findet man in El Salvador auch am Himmel über der Jiquilisco Bay, einem Unesco-Biosphärenreservat mit Inseln und Mangrovenwäldern. Ein Naturjuwel am Pazifik. Hier, so scheint es, hängen die Sterne tief. Unzählige, dicht gedrängt und von blendender Leuchtkraft. Ein Wahnsinnsanblick, der schon Ureinwohner in romantischer Poesie schwelgen ließ: „Bucht der Sterne“ nannten sie den Ort.
Sascha Kleis
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