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Krieg in der Ukraine: Reisebranche startet Hilfsaktionen

Update 13:37
Die Solidarität mit der Ukraine ist riesig – auch aus den Reihen der Touristik. Foto: Foto: Silent_GOS / iStockphoto

Die Solidarität mit der Ukraine ist riesig – auch aus den Reihen der Touristik. Foto: Foto: Silent_GOS / iStockphoto

Flavia Santos (Bildmitte) von der Reisegalerie in Roth und ihre Schwester packen Hilfspakete für die Ukraine. Foto: privat

Flavia Santos (Bildmitte) von der Reisegalerie in Roth und ihre Schwester packen Hilfspakete für die Ukraine. Foto: privat

Unterstützung von der Reisegalerie in Roth: Flavio Santos Eltern und ihre Schwester in Pleinfeld beim Flüchtlingsheim, das auf die Schnelle umgebaut wurde, um mehr Schlafplätze für die Geflüchteten zu bieten

Unterstützung von der Reisegalerie in Roth: Flavio Santos Eltern und ihre Schwester in Pleinfeld beim Flüchtlingsheim, das auf die Schnelle umgebaut wurde, um mehr Schlafplätze für die Geflüchteten zu bieten. Foto: privat

Pia Emonds und zahlreiche Helfer beim Packen des Sprinters

Pia Emonds und zahlreiche Helfer beim Packen des Sprinters. Foto: Reisebüro Reiseengel

Vollgepackt mit Spenden machten sich Pia Emonds und die Helfer auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze

Vollgepackt mit Spenden machten sich Pia Emonds und die Helfer auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze. Foto: Reisebüro Reiseengel

Wegen des seit Tagen tobenden Krieges in der Ukraine laufen unzählige Hilfsaktionen auf Hochtouren – auch die Touristikbranche hilft an vielen Stellen. Busreiseveranstalter und auch IT-Unternehmen Traffics schicken Busse in die Grenzregionen. Unternehmen wie Booking.com, Uber und GDS-Betreiber Sabre, Reiseveranstalter wie Chamäleon, Schauinsland-Reisen und Intrepid spenden gewaltige Summen. Die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine ist riesig. Und auch zahlreiche Reisebüros haben Aktionen gestartet.

Reisebüro Reiseengel in Stolberg startet Hilfstransport

„Es ist selbstverständlich für mich. Man muss etwas tun“, sagt Pia Emonds am Telefon. Wir erwischen die Reiseexpertin, als sie gerade Medikamente und Verbandsmaterial abholt. Die Inhaberin des Reisebüros Reiseengel in Stolberg ist spürbar bewegt, als sie von ihrem Hilfseinsatz für die Ukraine berichtet. Vergangene Woche war die 46-Jährige spontan mit ihrem privaten Transporter, einem polnischen Freund und einer medizinischen Fachangestellten aus dem Marienhospital in Aachen an die polnisch-ukrainische Grenze gefahren.

Eine Freundin habe sie kontaktiert und berichtet, dass sie ihre Familie aus der Ukraine in Sicherheit bringen wollte. „Und da wir wussten, dass auch Medikamente benötigt werden, haben wir eine Sammelaktion gestartet und sind einfach losgefahren.“

3.000 Kilometer haben die drei zurückgelegt. In der polnischen Grenzstadt Przemysl, 15 Kilometer vor der ukrainischen Grenze, haben sie Medikamente und Verbandsmaterial an einen privaten Transport übergeben, der täglich zwischen den beiden Ländern pendelt. Die Freude über die Hilfsgüter sei enorm gewesen. „Zudem haben wir wichtige Kontakte mit Helfern vor Ort knüpfen können“, sagt Emonds.

Weiterer Hilfstransport geplant

Menschen nach Deutschland habe sie jedoch nicht mitgenommen. „Vergangene Woche wollte der Großteil vor Ort in seinem Land bleiben, wie das jetzt ist, kann ich nicht genau einschätzen“, sagt sie. Auch wie die Lage in Przemysl ist, ist unklar. „Als wir da waren, war alles ruhig und gesittet. Mittlerweile hören wir, dass es chaotischer werden soll, weil viele Flüchtlinge kommen.“ Und auch Schleuserbanden sollen laut Emonds mittlerweile aktiv sein. „Viele Frauen haben Angst. Es ist einfach furchtbar.“

Ein weiterer Hilfstransport ist für Sonntagabend geplant. Mit vier Sprinter-Transporter und elf weiteren Helfern, die unter anderem zum Dolmetschen zuständig sind, fährt die Reiseexpertin erneut an die polnisch-ukrainische Grenze. „Wieder mit vielen Hilfsgütern beladen, die Solidarität ist ungebrochen“, berichtet Emonds. Und dieses Mal wird sie voraussichtlich auch Menschen aus dem Kriegsgebiet mit nach Deutschland nehmen. „Wir haben bereits eine konkrete Anfrage.“

Ihr Reisebüro managt derzeit ihre Kollegin. „Seit der Hochwasser-Katastrophe haben wir kein stationäres Büro mehr und arbeiten nur noch im Homeoffice, sie hält mir den Rücken frei“, sagt Emonds.

Reisegalerie in Roth startet Spendenaktion

Flavia Santos von der Reisegalerie in Roth bei Nürnberg hatte unterdessen am Montag auf dem Social-Media-Kanal Instagram zu Ukraine-Spenden aufgerufen. Das Feedback der Kunden war enorm: Innerhalb weniger Stunden kamen mehr als 700 Euro über Paypal zusammen. Das Geld wurde vom Reisebüro sogleich in Medikamente und Hygieneartikel investiert. Auch viele Sachspenden wurden in der Reisegalerie abgegeben.

Das Team schritt sogleich zur Tat und packte rund 30 Pakete. Heute startete die erste Auslieferung. Die Tochter einer Kundin, die selbst Ukrainerin ist, hat sich auf den Weg an die ukrainische Grenze gemacht. Weitere Hilfspakete wurden laut Santos an verschiedene Hilfsstellen in Roth verteilt. 

Reiseverkäuferin bringt Spenden in Flüchtlingsheim

Darüber hinaus fährt Flavia Santos heute Nachmittag ins benachbarte Pleinfeld, wo Ukrainer in einer Flüchtlingsunterkunft untergebracht sind. „Dort sind besonders viele Mütter mit Kindern, die ihr Land nur mit ganz wenig Handgepäck verlassen haben.“ Die Reiseverkäuferin will warme Kleidung sowie Hygieneartikel an die Geflüchteten verteilen und hat auch Malzeug für die Kleinen dabei.

„Wir wollen helfen. Es ist furchtbar, dass solch ein Krieg bei uns in Europa möglich ist. Das macht uns und unsere Kunden sehr betroffen. Die Hilfsbereitschaft ist riesig“, so Santos gegenüber touristik aktuell.

Arne Hübner, Ute Fiedler
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