Reisevertrieb

Reisebüro-Umsätze: Es brummt, aber nicht überall

Starker Januar: Viele Reisebüros sind mit dem Geschäft hochzufrieden

Starker Januar: Viele Reisebüros sind mit dem Geschäft hochzufrieden. Foto: mg

Genaue Zahlen gibt es noch nicht, aber die Richtung stimmt: Die Reisebüros haben einen äußerst starken Start in das Jahr hingelegt und werden vielerorts höhere Januar-Umsätze einfahren als vor Corona.

„Es läuft wie geschmiert“, hieß es zuletzt bei diversen Umfragen von touristik aktuell unter Reisebüros. Nicht nur Flugpauschalreisen auf der Mittelstrecke würden eine starke Nachfrage erleben, sondern auch Kreuzfahrten und Fernreisen.

Vielerorts starke Nachfrage

„Die Urlaubssehnsucht ist zurück, wir haben sehr viele Anfragen und Buchungen“, berichtet unter anderem Brigitte Achterkamp vom Reisebüro Dittrich in Rheine. Natürlich spüre man in so einer Situation die zum Teil fehlenden Mitarbeiter am Counter und bei den Veranstaltern. Aber: „Auch vor Corona haben wir im Januar oft bis zum Anschlag gearbeitet. Das Wichtigste ist, dass der Job wieder Spaß macht und die Kunden ihre Reiselust zurückgewonnen haben“, so Achterkamp, die seit drei Jahrzehnten in der Touristik ist und in dieser Zeit viele Höhe und Tiefen mitgemacht hat.

Umsatz im Plus, Kundenzahl im Minus

Deutlich wird zum Start ins Jahr: Wie schon 2022 liegt der Durchschnittsumsatz um einiges höher als vor Corona, die Zahl der Kunden im Reisebüro-Vertrieb allerdings unter dem früheren Niveau. Dies sei für eine qualitativ gute Beratung in Zeiten fehlender Mitarbeiter zwar gut, meinen viele Reiseprofis. Dennoch bereite ihm die Entwicklung Sorgen, bekennt Kurt Koch, Vorstand der Rita AG mit ihren Vertriebsmarken Mein Urlaubsglück, Travelista und AER Mobile. Der Reisebüro-Vertrieb verliere Marktanteile – und auf diesen Trend müsse man Antworten finden.

Familien mit kleinerem Geldbeutel sind zögerlich

Die zum Teil deutlich gestiegenen Preise erschweren zudem das Geschäft für Reisebüros in strukturarmen Gegenden oder mit einer weniger ausgabewilligen Kundschaft. „Viele Familien lassen sich zwar beraten und holen Angebote ein. Letztlich gestehen sie dann aber, dass sie sich eine Flugreise mit ihren Kindern aktuell nicht leisten können“, berichtet Olaf Woitonik vom Reisebüro „Die Urlaubsinsel“ im thüringischen Arnstadt.  

Die Tücken der Flex-Tarife

Er und andere Reisebüro-Inhaber fürchten zudem, dass die Flex-Tarife der Veranstalter nicht nur Sicherheit beim Buchen geben, sondern 2023 erstmals auch einen Boomerang-Effekt haben könnten: „Wenn im Frühjahr die Energieabrechungen eintrudeln, könnten einige erkennen, dass sie ihr Urlaubs-Budget erst einmal anders investieren müssen“, ist bei Gesprächen mit Reiseverkäufern immer wieder zu hören.   

Zahlen von 2019 im Blick

Die ersten konkreten Zahlen für den Januar werden Anfang nächster Woche erwartet. Ende Dezember lagen die Buchungen für den Sommer (Mai bis Oktober) im Vergleich zu 2019 laut TDA noch mit 29 Prozent im Minus. Im Vergleich zu 2022 stand allerdings bereits ein Plus von 44 Prozent in den Büchern.

 
Matthias Gürtler
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