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Ukraine: TUI-Chef äußert sich zu Mordashov

In einem Schreiben an die Mitarbeiter hat TUI-Chef Fritz Joussen sich zur Personalie Alexej Mordashov geäußert

In einem Schreiben an die Mitarbeiter hat TUI-Chef Fritz Joussen sich zur Personalie Alexej Mordashov geäußert. Foto: TUI AG

Der russische Oligarch Alexej Mordashov hält mehr als 30 Prozent der TUI-Anteile

Der russische Oligarch Alexej Mordashov hält mehr als 30 Prozent der TUI-Anteile. Foto: TUI AG

Fünf Tage nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind die Auswirkungen auf den Tourismus spürbar. Mehrere Veranstalter wie zum Beispiel Hauser Exkursionen, Chamäleon und der Paketreisespezialist Service-Reisen haben alle Reisen nach Russland abgesagt.

Auch Großkonzern TUI reagierte am Montag und teilte mit, dass TUI Cruises die Fahrpläne der Ostsee-Kreuzfahrten anpassen und St. Petersburg im Zeitraum von Mai bis Oktober nicht anfahren werde. Weitere Maßnahmen seien geplant, teilte TUI-Chef Fritz Joussen in einem internen Schreiben an die Mitarbeiter mit.

In diesem ging Joussen auch auf die Personalie Alexej Mordashov ein. Der russische Oligarch hält etwa ein Drittel der TUI-Anteile, sodass nach dem Angriff auf die Ukraine immer wieder spekuliert wurde, ob auch Wirtschaftssanktionen gegen ihn verhängt werden könnten. Und falls ja, welche Auswirkungen dies auf TUI haben könnte.

Mordashov zählt zu den reichsten Russen

Mordashov ist unter anderem Mehrheitsgesellschafter des russischen Stahlkonzerns Severstal. Er zählt zu den reichsten Russen und steht laut Medienberichten Wladimir Putin nahe. Mordashov hält die Anteile an TUI nicht über die russische Severstal, sondern über die Firma Unifirm Limited. Sie hat ihren Sitz auf Zypern.

Joussen schreibt, er sei in den vergangenen Tagen mehrfach auf „unseren größten Einzel-Aktionär und unsere Haltung zu ihm angesprochen worden“. Mordashov sei seit rund 15 Jahren Aktionär von TUI. Er halte, seitdem er das Unternehmen in der Corona-Krise gestützt habe, etwa ein Drittel an TUI.

Zwei Drittel der Aktionäre kommen laut Joussen aus Deutschland, der EU, dem Vereinigten Königreich, den USA oder es sind Fonds. Mordashov sei zudem einer von 20 in der Hauptversammlung von den Aktionären gewählten Vertretern im Aufsichtsrat.

TUI-Chef befürchtet keine nachhaltigen negativen Folgen

Er gehe davon aus, so Joussen, „dass etwaige Restriktionen oder Sanktionen gegenüber Herrn Mordashov für uns als Unternehmen keine nachhaltigen negativen Folgen haben werden“, da TUI vom Vorstand geführt werde und nicht von den Anteilseignern oder dem Aufsichtsrat.

Der Angriff auf die Ukraine machten ihn fassungslos. „Ein Angriffskrieg mitten in Europa, ein Angriff auf ein souveränes Land, auf unschuldige Europäer – all dies war nach dem Ende des Kalten Krieges und in der Zeit von Dialog und Kooperation kaum vorstellbar“, schreibt Joussen. „Eine Lösung liegt nicht in unseren Händen. Das ist die Zeit der Regierungen und der Staatengemeinschaft.“

Klar sei jedoch: „Wir werden für unsere Werte stehen und Haltung zeigen. Wie kaum ein anderer Sektor steht der Tourismus für Völkerverständigung und friedlichen Austausch über Grenzen und Kulturen hinweg – dem fühlen wir uns in besonderer Weise verpflichtet.“

VUSR fordert klares Signal der gesamten Branche

Ein klares Signal der gesamten Tourismuswirtschaft in Deutschland, insbesondere von Unternehmen wie TUI, fordert der Reisebüro-Verband VUSR. „Wir brauchen einen Schulterschluss der ganzen Branche. Unsere Botschaft muss klar sein: Die Ukraine ist die Nagelprobe für Frieden und Freiheit. Deshalb müssen wir klar kommunizieren und uns bekennen. Wir brauchen als gesamte Tourismuswirtschaft ein vernehmbares Signal“, sagt die Vorsitzende Marija Linnhoff.

Sie appelliert an TUI, sich klar zu bekennen und vom russischen Vorgehen zu distanzieren. Der Bund müsse überdies dafür sorgen, dass kein Staatsgeld über einen TUI-Umweg beim russischen Oligarchen und TUI-Großaktionär Mordashov lande, der als Putin-Intimus gelte. „Dies sicherzustellen, ist auch Aufgabe des TUI-Managements“, sagt Linnhoff.

Ute Fiedler