Reisevertrieb

DRV-Tagung: Politiker diskutieren über Finanzhilfen

Die Hilfen für die Reisewirtschaft müssen schnell kommen. Darin waren sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde einig

Die Hilfen für die Reisewirtschaft müssen schnell kommen. Darin waren sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde einig. Foto: Stadtratte/iStockphoto

So viel Politprominenz war wohl noch nie auf einer Jahrestagung des Deutschen Reiseverbands (DRV) vertreten. Doch in Zeiten von Corona wird auf einmal vieles möglich und vor allem notwendig. Und so diskutierten am Dienstagabend CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, der Vizepräsident des Deutschen Bundestages Wolfgang Kubicki (FDP), der Bundesvorsitzende der SPD Norbert Walter-Borjans mit DRV-Präsident Norbert Fiebig und der Geschäftsführerin von First Reisebüro in Mönchengladbach, Ute Dallmeier. 

Wirtschaftsminister verspricht Reisegipfel

Zuvor hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier einen Impulsvortrag gehalten und weitere Hilfen für die Reisewirtschaft angekündigt. Die Touristik spiele eine bedeutende Rolle, schließlich trage sie auch zur Zufriedenheit der Menschen bei. Umso mehr bedrücke ihn, dass gerade in der Touristik die Insolvenzgefahr sehr hoch sei, sagte Altmaier und verwies auf die Reisebürokette Bühler, die Ende November Insolvenz angemeldet hatte. „Wir werden Sie nicht im Stich lassen.“ 

Auf die Frage von DRV-Hauptgeschäftsführer und Moderator Dirk Inger, ob er über einen Tourismusgipfel nachgedacht habe, antwortete Altmaier, dass er derzeit dafür nicht die richtige Zeit sehe. „Sobald es wieder losgeht mit dem Reisen, bin ich bereit für einen Gipfel, um auch auf Ihre Stellung in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Ich verspreche Ihnen, wir holen das nach.“ 

Auch wenn Altmaier nichts Neues verkündete, so vermittelte er an diesem Abend doch das Gefühl, die Probleme der Branche im Großen und Ganzen zu verstehen. Ebenso die Teilnehmer der Diskussionsrunde „Smart aber Fair“. 

Bosbach top vorbereitet

Vor allem Bosbach flogen die Sympathien der rund 900 Zuschauer zu. Top vorbereitet zeigte er, wie sehr ihn die Probleme der Reisewirtschaft beschäftigen. Eine seiner Töchter sei Flugbegleiterin, sitze jetzt jedoch an der Supermarktkasse und sei unglücklich, erzählte er. Und auch um die Problematik der verbundenen Unternehmen weiß der CDU-Politiker, wie er anhand einer Hotelkette verdeutlichte. 

Reisebüro-Inhaberin Dallmeier steuerte zu dem Komplex Zahlen bei. Sie betreibe vier Büros und hätte eigentlich 120.000 Euro pro Monat erhalten müssen. Doch durch die Deckelung der Überbrückungshilfen I und II habe die Unterstützung bei 50.000 Euro gelegen. „Wir haben einen KfW-Kredit aufnehmen müssen und ich werde nächste Woche die Gesellschafter auf eine Kapitalerhöhung vorbereiten müssen“, sagte sie.  

DRV-Präsident Fiebig zeigte sich erstaunt, wie tief Bosbach in diesem Thema drinstecke. „Ich wäre froh, wenn Sie Ihren Kollegen dieses nahebringen könnten. Nehmen Sie das mit“, appellierte er auch an Kubicki und Walter-Borjans. 

Dass schnell gehandelt werden muss, darin waren sich alle Diskussionsrunden-Teilnehmer einig. Kubicki wies darauf hin, dass die im Zuge der Corona-Krise ausgesetzte Insolvenzantragspflicht zum 1. Januar 2021 wieder greift. Jetzt müsse schnell reagiert und nachjustiert werden.  

Bereits am Nachmittag der Tagung hatten Branchenvertreter im Gespräch mit dem Tourismusbeauftragten der Bundesregierung Thomas Bareiß auf die Probleme der verbundenen Unternehmen hingewiesen.
 
 

Ute Fiedler
Anzeige