Reisebüros sind bereit, verstärkt über das Thema Overtourism in den Zielgebieten zu informieren. Dafür würden sie jedoch deutlich mehr detaillierte Berichte aus den Destinationen benötigen. Dies gaben fast 60 Prozent der Reiseprofis an, die die Reisebüro-Allianz QTA im Rahmen einer repräsentative Online-Umfrage hat befragen lassen. Durchgeführt wurde diese von der Unternehmensberatung Dr. Fried & Partner.
„Reisebüros spielen eine zentrale Rolle bei der Information der Kunden“, so QTA-Sprecher Thomas Bösl. „Das gab uns den Anlass, zu untersuchen, wie Reiseprofis in der Kundenberatung mit Overtourism umgehen und wie sie persönlich dazu stehen.“ Markus Heller von Fried & Partner ergänzt: „Der hohe Rücklauf unterstreicht die Relevanz des Themas.“
Informationen aus den Zielgebieten sind rar
Overtourism gehe alle an, sagt Thomas Bösl. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass der stationäre Vertrieb in der Kundenberatung auf verlässliche Informationen aus den Zielgebieten zurückgreifen kann. Immerhin genießen Reisebüros die größte Kundennähe.“ Er hält einen direkten Austausch zwischen Zielgebieten und den Büros für „unerlässlich“.
Allerdings sei der stationäre Reisevertrieb in vielen Destinationen noch nicht als direkter Ansprechpartner etabliert. „Dies muss nachgeholt werden, denn die Nutzung anderer Kanäle sei bei weitem nicht so effizient wie der direkte Draht der Reisebüros zu den Kunden“, so der QTA-Sprecher. Die Destinationen täten nach seiner Überzeugung gut daran, in den Vertriebsweg Reisebüro zu investieren.
Overtourism wird Buchungsverhalten beeinflussen
Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt, dass knapp zwei Drittel der in den Reisebüros Beschäftigten überzeugt sind, dass Overtourism das Buchungsverhalten in Zukunft teilweise bis sehr stark beeinflussen wird. Zugleich haben die Reisebüros wenig Vertrauen in die aktuellen Maßnahmen gegen das Phänomen. Fast 60 Prozent der Befragten halten diese für wenig bis gar nicht effektiv.
Bei Eintrittsgeldern für Tagestouristen wie in Venedig gehen die Meinungen auseinander: Etwa je die Hälfte der Befragten hält die Maßnahme für geeignet beziehungsweise ungeeignet. Rund 56 Prozent sprechen sich jedoch für eine Tourismusabgabe aus, die der Region, der Infrastruktur oder den Menschen zugutekommen würde.
Thematisierung in der Politik erschwert Lösungsfindung
Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer sieht die politische Diskussion um Overtourism kritisch. Sie sind der Meinung, dass dies praxisorientierte Lösungen erschwert. Nur 23 Prozent sehen in der Politisierung keine Hindernisse für die Entwicklung praktischer Lösungen.
Nach Ansicht der QTA verdeutlichen die Ergebnisse der Umfrage, dass Overtourism für die Reisebüros ein zunehmend bedeutendes Thema ist. Das Fazit: Die Reisebranche steht vor der Herausforderung, praxisnahe Lösungen zu entwickeln, die den Einfluss von Overtourism auf das Buchungsverhalten mindern können.