Reisebüros wollen Handelsvertreter bleiben

Gerne als Handelsvertreter, aber nicht um jeden Preis. Hier berät Anja Schloesser aus dem Reisebüro Herzig in Düsseldorf eine Kundin.
Gerne als Handelsvertreter, aber nicht um jeden Preis. Hier berät Anja Schloesser aus dem Reisebüro Herzig in Düsseldorf eine Kundin. Foto: uf

Reisebüros wollen Handelsvertreter bleiben – aber nicht um jeden Preis. Das ist das Fazit einer Umfrage von touristik aktuell unter den Chefs von Reisebüro-Ketten und -Kooperationen.

So verweist QTA-Sprecher Thomas Bösl auf eine repräsentative Umfrage seiner Reisebüro-Allianz Ende 2018. Fast 68 Prozent der befragten Reisebüros haben sich dabei für den Bestand des Handelsvertreterstatus ausgesprochen. Für sie ist diese Rechtsform „wichtig“, rund 17 Prozent bezeichneten sie als „eher wichtig“.

Bösl gesteht allerdings, dass das Modell „an der einen oder anderen Stelle“ bereits Risse erhalten habe. Noch ließen sich diese kitten, sie könnten aber auch zum Bruch führen. Sein Fazit: „Reisebüros werden an dem System festhalten, solange es fair bleibt.“

Aus Sicht von Anya Müller-Eckert, Geschäftsführerin der Kooperation Schmetterling, gibt es den Handelsvertreterstatus „auch in zehn Jahren“ noch. Falls er aber abgeschafft werden sollte, „wären die Folgen für die Veranstalter folgenschwerer als für den Vertrieb“, ist Müller-Eckert überzeugt. Denn die Veranstalter würden dadurch keine Kosten sparen, müssten aber steigende Nebenkosten verkraften.

Die Schmetterling-Chefin verweist dabei auf Arbeiten, die zurzeit vom Handelsvertreter miterledigt werden und dann beim Produzenten, also beim Veranstalter, landen. „Der Handelsvertreter wäscht sehr oft die Wäsche des Produzenten: Er kümmert sich bei Flugzeitenänderungen, Reklamationen und Ähnlichem um den Kunden, ohne etwas dafür zu bekommen“, betont Müller-Eckert.

„Ein Erfolgsrezept in der Touristik“

Dem kann sich Reisering-Vorstand Michael Walther nur anschließen. Für ihn ist der Handelsvertreter „ein Erfolgsrezept in der Touristik“. Reisebüros als Handelsvertreter seien ein effizienter Vertriebsweg für Reiseveranstalter, denn ihre Bezahlung erfolge erst bei Erbringung der Vermittlungsleistung. Somit müssten vom Veranstalter dafür weder eigenes Personal noch die Infrastruktur vorgehalten werden. Darüber hinaus begünstige der Handelsvertreter weitgehenden Full-Content und Preisgleichheit in den Vertriebskanälen. Dies schaffe Sicherheit und Planbarkeit – auch für die Kunden, ergänzt Andreas Quenstedt, Geschäftsstellenleiter beim Deutschen Reisering.

Für Best-Reisen-Vorstand Cornelius Meyer ist es wichtig, dass es „Produzenten und Vertrieb gelingt, eine gemeinsame, partnerschaftliche und langfristige Basis der Zusammenarbeit zu finden, die nicht im Dauerstreit um die richtige Vergütung stecken bleibt, sondern kunden- und qualitätsorientiert ausgerichtet ist“. Wenn das funktioniere, sei das „zum beiderseitigen Nutzen“. Und zwar sowohl im Verhältnis Handelsherr/Handelsvertreter als auch in einer Welt der Händler, meint Meyer.

Mehr zu dieser Umfrage lesen Sie in einem Sonderheft, das am 12. August zum 50-jährigen Bestehen von touristik aktuell erscheint.

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