Discounter: Lidl beendet Reisegeschäft, Netto investiert

Bei Netto gehört das Reisegeschäft weiter fest zum Portfolio
Bei Netto gehört das Reisegeschäft weiter fest zum Portfolio. Foto: mg

Während der Rewe-Konzern seinen Reisevertrieb über Supermärkte vor allem in Quellmärkten außerhalb Deutschlands ausbauen will, stellt der Discounter Lidl seine Touristiksparte zum Jahresende ein. Schon während Corona hatte Lidl sein Engagement zurückgefahren, nachdem kurz zuvor die Zeichen auf Expansion standen: Zunächst erfolgte mit Lidl Holidays die Gründung eines eigenen Veranstalters, 2018 kaufte der Discounter sogar den insolventen Berliner Anbieter JT Touristik.

Während der Corona-Pandemie wurde das Veranstaltergeschäft wieder eingestellt. Im Gegensatz zur Rewe, die ihr Geschäft über Supermärkte zum Großteil über den hauseigenen Veranstalter Clevertours abwickelt, arbeitet Lidl mit zahlreichen Leistungsträgern in der Branche zusammen. Sie wurden in diesen Tagen per Vertriebsrundschreiben über das Ende der Reiseaktivitäten informiert.

Rewe: Reisen passen „sehr gut“ in den Supermarkt

Das kommt für den Rewe-Konzern nicht in Frage. Die Reisesparte passe „sehr gut“ zum Supermarkt-Geschäft, sagte Konzernchef Lionel Souque in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“. Es gebe derzeit zwar „weniger Synergien, als wir uns wünschen. Aber wir haben Ideen“, verwies der Manager unter anderem auf Einkaufsgutscheine für Dertour-Kunden, um nach dem Urlaub den eigenen Kühlschrank wieder aufzufüllen.

Die Aussage bezog sich – wie sich später herausstellte – vor allem auf internationale Märkte. Zwar bleibt auch hierzulande der Vertrieb über Penny- und Rewe-Märkte Teil der Vertriebsstrategie. Als wichtigsten Absatzkanal sieht der Konzern aber weiterhin die Reisebüros, hieß es auf Nachfrage von touristik aktuell.

Netto Reisen investiert in Produkt und Technik

Auch Edeka, Netto und Aldi glauben weiter an den Reiseverkauf über Discounter. Die Strategie ist dabei unterschiedlich. Während Aldi Reisen von der früheren TUI-Tochter Berge & Meer beliefert wird, arbeiten Edeka und Netto analog zu Lidl mit zahlreichen Veranstaltern und verzichten auf einen „preferred Partner“.

Vor allem Netto fiel in letzter Zeit damit auf, das Reisegeschäft voranzutreiben. So bietet Netto Reisen neben klassischen Pauschalreisen, Kreuzfahrten und Urlaub mit Eigenanreise inzwischen auch reine Hotelangebote an. Zudem locken Gutscheine für Rundreisen.

Die eigene Homepage wurde jüngst mit einer „Wunschreise“-Funktion aufgepeppt. Das Tool basiert auf Künstlicher Intelligenz und funktioniert nicht anders als eine klassische Bedarfsanalyse im Reisebüro: Der Kunde gibt seine Präferenzen ein und erhält „innerhalb von 24 Stunden“, so eine offizielle Mitteilung von Netto, passende Urlaubsangebote.

Der IT-Partner von Netto Reisen ist ein auch für Reisebüros gut bekanntes Unternehmen: Adigi arbeitet unter anderem mit den Reisebüro-Kooperationen AER, Best-Reisen, Schmetterling und TSS sowie den Dertour Reisebüros zusammen.

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