Reisevertrieb

Bistro: Die Kritik der Reisebüros reißt nicht ab

Eine Frau sitzt in einem Reisebüro vor einem geöffneten Laptop mit der Bistro-Buchungsmaske auf dem Screen

Trotz der oft heftigen Kritik ist Bistro Portal aus vielen Reisebüros nicht wegzudenken. Foto: mg

Der Frust des Counters ist einmal mehr enorm. „Bistro ist eine absolute Katastrophe“, hieß es in den vergangenen Wochen in zahlreichen Statements auf der geschlossenen Facebook-Seite dieser Zeitung, „ta-Counter“. Permanente Störungen seien an der Tagesordnung, monierten Reiseverkäufer in E-Mails an touristik akutell.

Nun könnte sich die Lage bessern. Die Mitte Oktober aufgetretene technische Störung im Leisure-IT-System sei behoben, das System laufe wieder stabil, ist aus Technik-Kreisen zu hören.

Trotz Kritik weiter Marktführer

Die Begeisterung am Counter hält sich dennoch in Grenzen. Bristro Portal gehe „viel zu oft am Bedarf der Reisebüros vorbei“, heißt es immer wieder. Die Crux für den Vertrieb: Alternativen wie Xena von Schmetterling, Cosmonaut von Traffics und Sabre Vacations können Bistro offenbar nach wie vor nicht das Wasser reichen. Die Amadeus-Tochter ist weiterhin unangefochtener Marktführer bei den Beratungssystemen für Reisebüros.

Gerade deshalb ist der Ärger über Systemausfälle und fehlende technische Möglichkeiten bei Bistro Portal im stationären Reisevertrieb groß. „Selektion kann man sich sparen, denn die wird bei der Angebotsliste ignoriert“, berichtet zum Beispiel ein Reiseverkäufer und vemutet: „Man programmiert da scheinbar in einer Blase ohne Bezug zum User. Seit Amadeus übernommen hat, ist Bistro eine Vollkatastrophe mit Tendenz zur Steigerung.“

Familienpreise weiterhin nicht perfekt

Ein anderer Reiseverkäufer wundert sich unter anderem, dass der Drei-Letter-Code mancher Zielgebiete „seit Monaten ignoriert“ werde. Das bedeute „erheblichen Mehraufwand“. Darüber hinaus schreibt er: „Der neue Hotel & Mehr-Button soll wohl ein Scherz sein.“ Er biete jedenfalls „keine ausreichende Selektionsmöglichkeit und keine Übergabe in ein Midoffice-System“.

Kritisiert wird zudem, dass bei Abfrage von Familienpreisen der Gesamtpreis nach wie vor nur über Umwege zu ermitteln ist – ein Thema, das Bistro schon im Frühjahr korrigieren wollte. „Alles zeigt rot. Erst wenn man einzeln alles anklickt, wird es verfügbar anzeigt“, bemängelte eine Reiseverkäuferin kürzlich auf „ta-Counter“. Kurz vor der Hauptbuchungsphase sei aus ihrer Sicht mit Bistro „kein vernünftiges Arbeiten möglich“. Das bestätigt eine Kollegin: „Im Moment ist es ganz schlimm. Man kann sich auf keinen Preis verlassen.“

Nicht nur die zum Teil fehlerhafte und oft unzuverlässige Technik und der damit verbundene Mehraufwand ärgert den Counter, sondern auch die von Amadeus verlangten hohen Preise für das Nutzen von Bistro: „Preise falsch, Verbindung fragwürdig. Es wird Zeit für eine Preissenkung“, fordert ein Reisebüro-Inhaber und sammelte damit jede Menge Likes.

Immerhin: Mit der neuen Bookmark- und der anstehenden Multiroom-Funktion setzt Bistro endlich langjährige Wünsche des Vertriebs um. Die Bookmarks sind bereits verfügbar, die Multiroom-Lösung für unterschiedliche Zimmer befindet sich in der Pilotphase und soll in den nächsten Wochen für alle Reisebüros freigeschaltet werden.

Matthias Gürtler