Knapp fünf Jahre nach der Insolvenz von Thomas Cook ist das damit zusammenhängende Insolvenzverfahren nach wie vor nicht abgeschlossen. Das gilt nicht nur für Großbritannien, sondern auch für Deutschland.
Derzeit seien die Insolvenzverwalter der verschiedenen Gesellschaften der Thomas-Cook-Gruppe in Deutschland dabei, „streitige Forderungen gerichtlich beizutreiben“, heißt es in bestem Juristendeutsch auf Anfrage von touristik aktuell. Die Verfahren vor Gericht seien nicht ungewöhnlich. Sie seien auch „der Hauptgrund, dass sich Insolvenzverfahren derartiger Größenordnungen über viele Jahre hinwegziehen“.
Summe für Gläubiger bleibt geheim
Unklar ist nach wie vor, wieviel Geld für die Gläubiger zur Verfügung steht, wie hoch die Forderungen sind und ab wann Geld ausgezahlt wird. Die kürzlich vom britischen Insolvenzverwalter genannte Summe von rund 330 Millionen Euro gilt nur für den britischen Markt. Wie viel Geld in Deutschland an die Gläubiger ausgeschüttet wird, ist nicht bekannt.
Wörtlich heißt es auf eine Anfrage von touristik aktuell: „Die Insolvenzverwalter kennen die Summe, die für die Gläubiger der deutschen Thomas-Cook-Gesellschaften zur Verfügung steht. Diese Zahlen sind jedoch intern und werden nicht veröffentlicht. Wir bitten um Verständnis. Zudem kann sich die Summe hier noch ändern, da die Insolvenzverfahren noch nicht abgeschlossen sind.“
Immerhin ist zu hören, dass in Deutschland angeblich „einige Assets“ des insolventen Konzerns versilbert werden konnten. Die Einnahmen seien aus dem Verkauf von Vermögenswerten erzielt worden, darunter Slots an Flughäfen, Hotelbeteiligungen und Markenrechte. So wurden zum Beispiel die Marken Öger Tours, Neckermann Reisen, Air Marin und Bucher Reisen von der Anex-Gruppe gekauft. Während Öger Tours und Bucher Reisen dadurch ohne Unterbrechung am Start waren, wurde Neckermann erst nach Corona-bedingter Pause wiederbelebt. Die Marke Air Marin liegt brach.
Reisebüros: Wenig Hoffnung auf Schadenersatz
Die Thomas-Cook-Gruppe hatte bei ihrer Pleite rund 1,4 Milliarden Euro Schulden angehäuft. In Liquidation befinden sich insgesamt 57 Unternehmen, von denen nicht alle Zahlungen an die Gläubiger leisten werden. Auch die Zahlungshöhe wird für jedes Unternehmen unterschiedlich hoch sein.
Reisebüros müssen aufgrund der vermutlich sehr hohen Forderungen und einer Vielzahl von Cook-Gläubigern davon ausgehen, dass sie nur Minibeträge erstattet bekommen. Wie hoch die Provisionsausfälle des Vertriebs durch die Cook-Pleite sind, ist nicht bekannt.
Gläubiger, die ihre Forderungen noch nicht eingereicht haben, können dies theoretisch noch tun, heißt es vom Insolvenzverwalter. Allerdings schränkt er ein: „Realistisch betrachtet dürfte es kaum Forderungen geben, die – wenn sie erst jetzt angemeldet werden würden – nicht bereits verjährt wären.“