Nach langwierigen Verhandlungen ist der erste Tarifvertrag in der Touristik seit 2018 unter Dach und Fach. Rund 90 Prozent der Verdi-Mitglieder stimmten für die Annahme des Tarifergebnisses. Dieser Empfehlung folgte nun auch die Bundestarifkommission: Am Dienstagabend votierten ihre Mitglieder für den Abschluss eines neuen Flächentarifvertrags mit dem Arbeitgeberverband Tarifgemeinschaft des Deutschen Reiseverbands (DRV-T). Von der Einigung betroffen sind laut Verdi rund 3.000 Beschäftigte im Reisebüro- und Veranstalterbereich.
Verdi-Verhandlungsführerin Sonja Austermühle kritisiert zwar, dass die Gehaltsentwicklung in vielen Fällen deutlich hinter der Inflation zurückbleibe. „Dennoch ist dieser Abschluss ein wichtiger Schritt, um den Weg zu spürbar besseren Arbeitsbedingungen in der Touristik zu ebnen. Die Beschäftigten haben eine Anerkennung verdient, die sich auch im Gehalt widerspiegelt“, betont sie.
Gehaltserhöhungen und Höhergruppierungen
Auf Arbeitgeberseite zeigt man sich mit dem Ergebnis zufrieden. Das aktualisierte Tarifwerk trage den jüngsten Preissteigerungen ebenso Rechnung wie der wirtschaftlichen Lage der Unternehmen, kommentierte DRV-T-Geschäftsführer Peter Hampel. „Mit dem Abschluss partizipieren die Beschäftigten nicht nur an Gehaltserhöhungen, sondern auch an weiteren Verbesserungen wie Höhergruppierungen und der bundesweiten Angleichung der vermögenswirksamen Leistungen.“
Hampel verweist zudem auf die neue variable Vergütung im Reisebürobereich, die im Tarifvertrag verankert ist und gegen die Verdi bis zuletzt mit Blick auf mögliche Konkurrenzgedanken in den Büros Widerstand geleistet hatte. Nicht zuletzt durch diese Regelung hätten viele Beschäftigte im Vertrieb die Möglichkeit, durch überdurchschnittliche Leistungen eine zusätzliche Vergütungskomponente zu erzielen.
Variable Vergütung in Reisebüros beschlossen
Neben der Einführung der variablen Vergütung in Höhe von zwei bis sechs Prozent werden die in den vergangenen Jahren freiwillig gewährten Gehaltserhöhungen in den Tarifvertrag überführt. Zudem steigen die Gehälter zum 1. März 2026 um 4,6 Prozent. In einzelnen Fällen fallen die Erhöhungen mit bis zu 37,8 Prozent deutlich höher aus, wie Verdi vorrechnet. Grund dafür ist eine tariflich verankerte Mindesterhöhung auf 2.381 Euro brutto pro Monat. Da die unteren Gehälter der bisherigen Tabelle laut Verdi deutlich unter dem gesetzlichen Mindestlohn lagen, sei hier ein entsprechend hoher Anpassungsbedarf entstanden.
Auch beim Einstiegsgehalt für ausgebildete Fachkräfte in Reisebüros gibt es Änderungen: Ab März 2026 erfolgt die Eingruppierung nicht mehr in den Stufen C1/C2, sondern in Stufe C3. Das Einstiegsgehalt liegt damit bei rund 2.600 Euro brutto.
Vergütung für Azubis steigt
Anpassungen gibt es zudem bei der Ausbildungsvergütung. Ab März 2026 erhalten Auszubildende im ersten Lehrjahr 934 Euro, im zweiten Jahr 1.053 Euro und im dritten Ausbildungsjahr 1.207 Euro. Zusätzlich wird für den Zeitraum von September 2025 bis Februar 2026 rückwirkend eine monatliche Zulage von 30 Euro gezahlt.
Der neue Tarifvertrag gilt bis zum 31. Dezember 2026. Aufgrund der kurzen Laufzeit stehen laut Austermühle bereits die nächsten Tarifverhandlungen bevor. „Die kommende Runde wird herausfordernd“, kündigte die Gewerkschafterin an. Auch Hampel wertet den Abschluss als Auftakt für künftig wieder regelmäßige Tarifverhandlungen in der Touristik.



