Hotels

Deutsche Hotellerie auf Vorkrisenniveau

Seit vergangenem Jahr neu in der Main-Metropole: das Jumeirah Hotel Frankfurt

Seit vergangenem Jahr neu in der Main-Metropole: das Jumeirah Hotel Frankfurt. Foto: Jumeirah

Die deutsche Hotellerie hat zu alter Stärke zurückgefunden. Wie aus dem heute in Berlin vorgestellten Branchenreport „Hotelmarkt Deutschland 2012“ hervorgeht, erreichten die Zahlen im vergangenen Jahr das Vorkrisenniveau. Insgesamt wurden 240,8 Millionen Übernachtungen registriert, was einem Zuwachs von 5,5 Prozent entspricht. Ausländische Gäste verbrachten 63,7 Millionen Übernachtungen in deutschen Hotels – ein Plus von 5,7 Prozent und ein neuer Rekord.

So recht in Jubelstimmung ist der Hotelverband IHA trotzdem nicht. „Die vielerorts aus Reflex eingeführten Bettensteuern gefährden die positive Entwicklung nachhaltig“, kritisiert der Vorsitzende Fritz Dreesen. Zudem bereiteten die wachsende Abhängigkeit von Online-Buchungsportalen und die damit verbundenen Kosten und Wettbewerbsbeschränkungen den Hoteliers Sorgen.

Auch könnten die Bilanzen noch besser sein. Zwar haben sich die Auslastung (plus 2,7 auf 65,1 Prozent) und der Zimmerertrag (plus 4,2 Prozent auf 60 Euro) verbessert, doch im Ländervergleich ist damit kein Staat zu machen. So beläuft sich die durchschnittliche Auslastung in Europa auf 66,3 Prozent, und der Zimmerpreis von 100 Euro überbietet die Raten deutscher Hotels um acht Euro. Dies scheint aber neue Projekte nicht auszubremsen. So sind für die nächsten drei Jahre zwischen Ostsee und Alpen fast 500 Neu- und Umbauten mit 66.000 zusätzlichen Betten angekündigt.

Für 2012 zeigt sich der Hotelverband „vorsichtig optimistisch“ und kalkuliert mit einem Übernachtungs- und Umsatzplus von einem bis zwei Prozent. „Voraussetzung dafür ist eine verlässliche und vernünftige Politik“, betont Verbandschef Dreesen mit Blick auf die Diskussionen um die Mehrwertsteuersenkung und die nach Ansicht des Verbandes verfassungswidrige Bettensteuer: „Solche Matratzen-Mauten zum Stopfen allgemeiner Haushaltslöcher bedienen lediglich vorsätzlich geschürte Neid-Debatten.“

Eine weitere Herausforderung sieht Dreesen in der wachsenden Bedeutung des Internets als Vertriebskanal – und in der „Übermacht der drei Big Player“. Damit sind die Portale HRS, Booking.com und Expedia gemeint, die 90 Prozent des Online-Reisemarktes unter sich aufteilen. „Der Hotelverband wird diese Entwicklung sehr genau beobachten und gegebenenfalls weitere rechtliche Schritte gegen das immer engmaschigere Netz einseitiger Meistbegünstigungsklauseln der Online-Buchungsportale einleiten“, warnt Dreesen.