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Reisevertrieb

Reiseschutz: Versicherer gegen den Buchungsstau

Jeder Euro zählt: Mit neuen Produkten wollen die Versicherer helfen, den Buchungsstau aufzulösen.

Jeder Euro zählt: Mit neuen Produkten wollen die Versicherer helfen, den Buchungsstau aufzulösen. Foto: pixelio

Das Prinzip lautet: Versicherungen statt Rabatte

Mit erweiterten Rücktrittsversicherungen und einer so genannten Restschuldabsicherung versuchen Versicherer, Makler und Veranstalter, die Zurückhaltung der Verbraucher bei den Reisebuchungen abzubauen. Den Anfang machte vor gut zwei Wochen die ERV, kurz danach folgten Hanse Merkur und der Assekuranzmakler MDT.

Ihre Rücktrittsversicherung gilt nunmehr auch dann, wenn ein Kunde über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten von konjunkturbedingter Kurzarbeit betroffen ist. Arbeitslosigkeit und der Antritt einer neuen Tätigkeit waren bereits abgesichert – erhalten nun aber eine völlig neue Bedeutung: „Ich kann Reiseverkäufern nur empfehlen, ihren Kunden diese Stornomöglichkeiten aktiv anzubieten“, betont Matthias Haase, Vertriebsvorstand der ERV.

Allerdings gibt es Einschränkungen. Bei Hanse Merkur wird Kurzarbeit nur im „Vier- und Fünf-Sterne-Premiumschutz“ anerkannt, bei der Europäischen muss sich der monatliche Bruttolohn um mindestens 35 Prozent verringern. Da dies im Reisebüro nur schwer zu vermitteln ist, hat sich etwa Elvia entschlossen, „bei diesem Produkt nicht nachzuziehen“. Vielmehr wolle man in Kürze „mit einem sinnvolleren Angebot auf die derzeitige Situation reagieren“, heißt es in München.

Ob dazu auch eine Restschuldversicherung gehört, die der Versicherungsmakler MDT gemeinsam mit Schauinsland-Reisen auf der ITB vorstellte, ist fraglich – obwohl sie sich zunächst genial anhört: Für lediglich einen Euro können Kunden von Schauinsland eine Reisegarantie abschließen. Sie übernimmt im Fall der Arbeitslosigkeit den restlichen Reisepreis. Der Haken: Wer arbeitslos wird, muss sich seinen Urlaub vom Arbeitsamt genehmigen lassen. Sollte dies nicht möglich sein, gilt zumindest die Reiserücktrittsversicherung.

Mit dem neuen Schutz von MDT zieht eine Versicherungsart in die Branche ein, die woanders längst zum Alltag gehört. Auch bei der ERV habe man in den vergangenen Jahren dieses Thema immer wieder diskutiert, halte es aber im Gegensatz zu MDT in der Touristikindustrie für nicht angebracht, meint Wolfgang Diels, Vorstandsvorsitzender der ERV.

Ganz anders die Einschätzung von Kristina Düring, Marketing-Chefin von MDT. Es habe klare Zeichen aus dem Markt gegeben, dass eine Restschuldversicherung das richtige Signal in diesen Zeiten sei. Das neue Angebot könne in Verkaufsgesprächen vielleicht das letzte i-Tüpfelchen sein, das den Kunden zur Buchung bewege. „Es gibt durchaus Arbeitnehmer, die ihren Urlaub nicht stornieren wollen, wenn sie ihren Job verlieren“, so Düring. Aus Sicht der Reisebranche halte sie das neue Angebot für einen „wesentlich besseren Buchungsanreiz“ als Rabatte.

Nach Schauinsland haben inzwischen neun Veranstalter Interesse an dem neuen Versicherungsschutz signalisiert. „Die Informationen dazu liegen auch auf den Tischen von Veranstaltern wie TUI und Alltours“, berichtet Düring. Die jeweiligen Prämien werden mit künftigen Partnern individuell kalkuliert.
Jürgen Baltes/Matthias Gürtler
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