Reiseberater und -beraterinnen sind das Herzstück der Reisebranche. Und 92 Prozent von ihnen sind zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Job. Das ist das Fazit einer Studie des B2B-Portals Ratehawk, für die weltweit rund 1.300 Reiseprofis zu ihren Motivationen, Herausforderungen und Perspektiven in Bezug auf ihren Job allgemein und die technologische Entwicklung im Besonderen befragt wurden. Titel der Studie: „Was Fachleute aus der Reisebranche antreibt“.
Menschliche Kontakte mit hohem Wert
Reiseverkäufer schätzen insbesondere die menschlichen Kontakte und die Möglichkeit, ihre Leidenschaft fürs Reisen in den Berufsalltag zu integrieren. In Deutschland zeigen Reiseprofis im Vergleich zu ihren Kollegen in anderen europäischen Ländern laut Ratehawk darüber hinaus das größte Interesse daran, unvergessliche Erlebnisse zu schaffen (66 Prozent) und unabhängig zu arbeiten (38 Prozent).
Im Gegensatz dazu wird das Erzielen hoher Umsätze als weitaus weniger lohnende Erfahrung angesehen – nur acht Prozent der befragten Personen haben diese Option ausgewählt. Das bedeutet nicht, dass Counter-Profis nur Berater und nicht auch Verkäufer sind: Laut Studie setzen sich 45 Prozent von ihnen persönliche Verkaufsziele.
Besonders wichtig ist Reiseverkäufern auch das Kunden-Feedback: Da dies sehr oft positiv ist, ist es für viele Counter-Profis ein wichtiges Argument für die eigene Arbeit. Bestätigt wird dies immer wieder auch in Umfragen von touristik aktuell, etwa in der Umfrage der Woche, die alle zwei Wochen im gedruckten Heft sowie im E-Paper erscheint.
Sinnhaftigkeit statt Gehalt
Die laut Studie „hohe berufliche Zufriedenheit“ der meisten Reiseverkäufer hat der Umfrage zufolge mit einer „sinnorientierten Denkweise“ zu tun: Es mache einfach Spaß, Menschen dabei zu helfen, ihren Urlaub zu organisieren und sie glücklich zu machen, so die Aussage vieler Reiseverkäufer.
Diese Zufriedenheit sorgt offenbar auch für eine starke Verbundenheit mit der Branche. 42 Prozent der Befragten verfügen über mehr als 15 Jahre Berufserfahrung, in Europa sind es sogar 51 Prozent. Besonders hoch ist die Treue zur Branche in Italien (68 Prozent), Deutschland (64 Prozent) und Spanien (52 Prozent).
Die Studie zeigt auch, dass es die Branche offenbar wieder schafft, Nachwuchs zu finden. So sind in Deutschland elf Prozent der Reiseverkäufer in den letzten drei Jahren in die Reisebranche eingestiegen – und sie sind hoch motiviert, wie unter anderem Ilka Lauenroth, Chefin von TUI Franchise festgestellt hat. Mit Blick auf die Teilnehmer der hauseigenen Young Stars Academy sagte sie kürzlich: „Es ist so wunderbar zu beobachten, wie sich die Gruppe unserer Young Stars entwickelt, welche Dynamik entstanden ist und wie offen und neugierig sie an Themen herangehen.“ Genau solche Nachwuchskräfte würden den Reisebüro-Vertrieb langfristig erfolgreich machen.
Viele Beschäftigte langjährig dabei
Dass die Branche ein Personalproblem hat, hängt vor allem auch mit der Corona-Pandemie zusammen. So haben lediglich sechs Prozent der Reiseverkäufer ihren Job vor vier bis zehn Jahren begonnen. In dieser Zeit verließen allerdings auch viele Counter-Profis die Branche. Verlassen kann sich die Touristik auf die „Altgedienten“: 19 Prozent der Reiseverkäufer sind seit mehr als zehn Jahren am Counter tätig, 64 Prozent seit mehr als 15 Jahren. „Die Reisebranche zieht weiterhin neue Fachkräfte an und ist einer der am schnellsten wachsenden Berufsbereiche“, heißt es von Ratehawk. Die Studie verdeutliche „die zunehmende Beliebtheit des Berufsbilds des Reiseberaters in den letzten drei Jahren“. Dies werde durch den wirtschaftlichen Wandel nach der Pandemie und den Wunsch der Reisenden der nächsten Generation gefördert, „sich bei der Planung ihrer Reisen auf Reisevermittler zu verlassen“, kommentierte Astrid Kastberg, Managing Director von Ratehawk.
Nichtsdestotrotz ist es nach wie vor nicht einfach, Nachwuchs zu gewinnen. Entsprechend positiv ist die jüngste Image-Kampagne für touristische Ausbildungsberufe der Bethmannschule in Frankfurt am Main zu bewerten. Deren Ansatz ist Authentizität. „Uns geht es nicht darum, den Beruf schönzureden, sondern ihn ehrlich darzustellen“, sagt Chantal Wagner vom LCC Reisebüro Wilhelmpassage in Wiesbaden.
Großes Interesse an Weiterbildung
Die Umfrage zeigt darüber hinaus, dass 93 Prozent der Teilnehmer in kleinen und mittleren Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern tätig sind. Von diesen arbeiten weltweit 50 Prozent aller Fachleute aus der Reisebranche in Unternehmen mit zwei bis fünf Mitarbeitern.
Um motiviert zu bleiben, entscheiden sich Fachleute aus der Reisebranche für kontinuierliche berufliche und geschäftliche Weiterbildungen: 46 Prozent besuchen Branchen-Events, 39 Prozent nutzen berufliche Netzwerke und 31 Prozent nehmen regelmäßig an Webinaren und Weiterbildungsangeboten teil. Weitere motivierende Praktiken sind das Ausprobieren neuer KI-Tools, das Ausloten von Partnerschaften und private Reisen, um der Kundschaft bessere Reiserouten vorschlagen zu können.
Zur Studie
Die Ratehawk-Studie basiert auf einer Umfrage, die im zweiten Quartal 2025 durchgeführt wurde. Die befragten Personen waren Vertreter aus den Bereichen Urlaubs- und Geschäftsreisen, darunter Reisebüros, Travel Management Companies, Reiseveranstalter sowie unabhängige Reiseberater.