Bislang hieß es immer: Im Supermarkt lieben Kunden nachhaltige Produkte. Am Counter sind Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit aber nicht gefragt. Eine neue Befragung unter Reiseverkäufern und Kunden widerspricht nun dieser Aussage, zeigt aber auch, dass noch viele Hürden überwunden werden müssen.
Für die Studie hat die Nachhaltigkeitsinitiative Futouris mit dem Institut für Tourismus- und Bäderforschung Nordeuropa mehr als 2.000 Kunden und 430 Expedienten zu ihrer Einstellung und Kompetenz hinsichtlich Klimainformationen von Reisen befragt.
Reiseverkäufer und Kunden stehen dem Thema Nachhaltigkeit positiv gegenüber
Die Ergebnisse sind eindeutig: Mehr als 80 Prozent der Reiseverkäufer haben eine positive Einstellung zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Auch die Kunden haben eine eher positive Einstellung zur Nachhaltigkeit von Urlaubsreisen – allerdings liegt bei ihnen der Fokus stärker auf dem Faktor Sozialverträglichkeit (56 Prozent) als auf der Umweltfreundlichkeit (42 Prozent).
Interessant: 36 Prozent der befragten Kunden versuchen laut der Studie bereits, den Klimafußabdruck ihrer Reise möglichst gering zu halten. Ob dies bei allen klappt wie anvisiert, sei einmal dahingestellt.
Expedienten können Kunden ein Stück weit „lenken“
Mehr als jeder zweite Reiseverkäufer (52 Prozent) denkt, dass er durch die Empfehlung umweltfreundlicher Reisen zur Verringerung von Umweltproblemen beitragen kann. Denn Kunden folgten in der Regel ihren Empfehlungen.
Das Problem ist aber: Deutlich weniger als die Hälfte der befragten Reiseverkäufer (38 Prozent) fühlt sich beim Thema Klimawirkung von Reisen gut informiert. Noch miserabler sieht der Wert für die Kompetenz in Sachen CO2-Emissionen aus. Hier behaupten gerade einmal 17 Prozent gut informiert zu sein. Es wird deutlich, dass der Counter in diesem Zusammenhang einen hohen Informationsbedarf hat, der alsbald gedeckt werden sollte.
Nur 30 Prozent der Kunden halten Expedienten für Klima-kompetent
Zudem deckt sich die Gefühlslage der Reiseverkäufer mit der Einschätzung der Kunden. Nur 30 Prozent der befragten Kunden halten Expedienten für kompetent in Sachen Klimafußabdruck von Urlaubsreisen.
Doch welche Art von Informationen wünschen sich die Counter-Experten? Informationen im Buchungssystem (73 Prozent), Material vom Reiseveranstalter (64 Prozent) und Webinare (63 Prozent) wurden am häufigsten genannt.
Im Beratungsgespräch wird über das Klima-Thema kaum gesprochen
Das fehlende Klimawissen am Counter spiegelt sich leider auch in der Beratung wider. Laut der Studie ignoriert mehr als die Hälfte der befragten Reiseverkäufer Informationen zum Klimafußabdruck beim Reisen, spricht diese in der Beratung auch nicht an. Auch Kunden sind darauf nicht erpicht. Aktive Nachfragen von Kundenseite aus erfolgten noch seltener.
Die Gründe für das Verhalten der Reiseverkäufer sind unterschiedlich: 53 Prozent finden es schwierig, Informationen zu dem Thema zu finden. 51 Prozent nannten auch die fehlende Zeit in der Beratung. 59 Prozent fürchten sogar, dass das Ansprechen von Klimathemen Kunden abschrecken könnte. Und so erklärt sich auch folgende Zahl: 69 Prozent der Klima-interessierten Reisebüro-Kunden haben noch nie Klimainformationen in einem Beratungsgespräch erhalten.
Was für Reisebüros interessant sein dürfte und manchem Berater vielleicht Ängste nimmt: 77 Prozent der befragten Kunden sind offen dafür, Informationen zum Klimafußabdruck von Reisen zu erhalten.
Viele Kunden sind offen für Klima-relevante Informationen
Ein Wunsch eint die befragten Reiseverkäufer und Kunden: 67 Prozent der Expedienten und die Hälfte der Klima-interessierten Kunden wünschen sich eine „klare Kennzeichnung“ der CO2-Emissionen einer Urlaubsreise. Dazu kommentiert Futouris-Vorstand Ralf Hieke: „Die Ergebnisse zeigen wieder einmal, dass im Reisevertrieb bessere Informationen zu klimafreundlicheren Reisen ankommen müssen.“ Daher arbeite man daran, dass ab 2024 in den Informations- und Buchungssystemen die Klimafußabdrücke der Angebote sichtbar werden. Flankierend dazu werde es eine große Schulungs- und Sensibilisierungsoffensive geben.