Sich erfolgreich für die Zukunft aufstellen. Diese Forderung hören Reiseverkäufer ständig – sei es auf Jahrestagungen, Fortbildungen oder im Austausch mit ihrer Kette oder Kooperation. Doch wie sieht diese Zukunft am Counter eigentlich aus? touristik aktuell hat die Geschäftsführer der Vertriebsorganisationen um eine Einschätzung gebeten.
Keine Kataloge mehr
Für den Tourcontact-Chef Dirk Bender wird das Reisebüro im Jahr 2030 nahezu papier- und „in jedem Fall“ kataloglos sein. „Es wird Beratungstische geben, darunter auch Stehtische oder Verkaufstheken für den schnellen Service.“ Künstliche Intelligenz werde eine massive Bedeutung für die Angebotserstellung und Kundenbindung haben. Vergleichssysteme werde es weiterhin geben. „Sie werden nicht nur den Preis vergleichen, sondern weitere relevante Parameter, da sie stärker auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet sein werden.“
Aus Sicht von Thomas Bösl sind der Online- und der stationäre Vertrieb weiter zusammengewachsen und ergänzen sich ideal. „Die IT-Technik hat zur Automatisierung vieler Prozesse geführt, insbesondere von immer wiederkehrenden Arbeiten, ohne dass die individuelle persönliche Beratung an irgendeiner Stelle auf der Strecke geblieben ist“, so der RTK-Chef. Zudem werde das Thema Nachhaltigkeit weiter an Bedeutung gewinnen.
Mehr Self-Service
Das meint Klaus Wilmsmeier von TUI Travel Star. „Dies geht nur mit optimal eingesetzter Technik. Dabei lohnt ein Blick in andere Branchen, zum Beispiel Banken oder Versicherungen, bei denen es bereits heute deutlich mehr Self-Service gibt“, erklärt er. Zudem biete das Reisebüro der Zukunft Kunden eine besondere Atmosphäre, wie etwa durch die Einrichtung oder Musik.
„Kundendaten werden eine wesentlich stärkere Rolle spielen. Sie sind ein Schatz, den wir heute viel zu wenig und oberflächlich einsetzen.“ Kundenbindung kombiniert mit technischer Unterstützung sei die Zukunft. Thomas Osswald von Derpart sagt: „Die Social-Media-Präsenz der Büros wird voraussichtlich Formen annehmen, die heutzutage noch gar nicht vorstellbar sind.“
Amondo-Chef Achim Steinebach erwartet, dass sich die Touristik in den nächsten Jahren komplett verändert. „Ein wichtiger Punkt wird die Spezialisierung sein“, so seine Einschätzung. Man werde nicht mehr groß zwischen Onliner und stationärem oder mobilem Reisebüro unterscheiden können.
Noch mehr Terminberatung
Schmetterling-Chefin Anya Müller-Eckert denkt, dass es mehr Terminberatungen geben wird. Technische Entwicklungen seien hingegen nur schwer einschätzbar. Klar sei: „Reisebüros haben gelernt, sich schnell auf Veränderungen und Neuerungen einzustellen, mittlerweile sind die meisten Digitalisierungs-fit.“ Entscheidend sei aber der Mensch. Die Touristik sei ein absolutes „People Business“.
Mehr Workation und eine bessere Vernetzung der Inspirations- und Buchungs-Tools erwartet Solamento-Chef Sascha Nitsche. Technisch verspricht er sich eine Sofortverknüpfung von Social-Media-Kanälen mit einfacher Durchbuchbarkeit – weg von manuellen CRS-Eingaben mit kryptischen Codes.