Reisevertrieb

Pauschalreiserichtlinie: VUSR veröffentlicht Positionspapier

Um die Novellierung der Pauschalreise wird derzeit gestritten

Um die Novellierung der Pauschalreise wird derzeit gestritten. Foto: FTiare/iStockphoto

Die Verbände sind alarmiert. Ende November will die EU-Kommission ihre Vorschläge für die Novellierung der Pauschalreiserichtlinie veröffentlichen. Unter anderem geht es um die Festlegung der Vorauszahlung bei Pauschalreisen auf maximal 20 Prozent, eine verbraucherfreundlichere Anpassung der Stornoregeln und die Einführung einer gesetzlichen Frist zur Rückzahlung von Reisepreisen.

Darüber hinaus ist offenbar geplant, die Lösung der verbundenen Reiseleistungen mit Auflagen zu belegen, sodass auch für diese künftig eine Insolvenzabsicherung vonnöten ist, was für einzelne Reisebüros kaum zu stemmen sei, sagte Ute Dallmeier vom LCC-Reisebüro Niederrhein während einer Diskussionsrunde auf dem DRV-Hauptstadtkongress. Nicht nur dort, sondern auch auf der Jahrestagung des VUSR war die Novellierung der Pauschalreiserichtlinie eines der zentralen Schwerpunktthemen.

VUSR fordert Anhebung der Vorauszahlungen

Nun hat der Reiseverband VUSR ein Positionspapier zu eben jenen Plänen veröffentlicht. In diesem weist der Verband auf zahlreiche potenzielle Gefahren für die Pauschalreise hin. Die EU-Pläne zur Beschränkung von Vorauszahlungen bei Pauschalreisen bergen laut VUSR das Potenzial, die wirtschaftliche Stabilität der Branche zu gefährden.

Betroffen sei auch der stationäre Vertrieb, der auf ein starkes Produkt mit verlässlichen Rahmenbedingungen angewiesen sei. „Die Beschränkung von Vorauszahlungen könnte die finanzielle Sicherheit für Reisebüros gefährden und ihre Fähigkeit zur Unterstützung von Reisenden einschränken“, sagt VUSR-Chefin Marija Linnhoff. „Im Gegenteil, insbesondere zum Beispiel Fernreisen bedürfen aufgrund der resistenten Vorabzahlungspraxis der Fluggesellschaften eher eine leichte Anhebung der Vorauszahlungen auf 35 Prozent des Reisepreises.“

Provisionen sollten in den Insolvenzschutz integriert werden

Mit Blick auf den Insolvenzschutz fordert Linnhoff, dass Veränderungen nicht zu „unnötigen Kosten und bürokratischen Hürden“ führen sollten, die den Verbraucherinteressen schaden. Ihr zu folge gehöre die Aufsicht des Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) in die Hand einer Fachbehörde für Finanzen, sodass die Bafin dem Justizministerium vorzuziehen sei.

Darüber hinaus fordert der Verband einmal mehr, Reisebüro-Provisionen in den Insolvenzschutz mit aufzunehmen. Der Insolvenzschutz dürfe nicht beim Verbraucher aufhören, „denn Reisebüros haben speziell in Krisensituationen ihre Systemrelevanz wiederholt nachgewiesen“.

Während Veranstalter und Luftfahrtgesellschaften ausgerechnet dann unerreichbar werden, kümmere sich der stationäre Vertrieb um ihre Kunden. „Diese derzeit sogar noch unbezahlte Mehrarbeit darf nicht noch durch Provisionsrückforderungen im Insolvenzfall bestraft werden“, sagt Linnhoff. Eine Mitgliedschaft im Deutschen Reisesicherungsfonds könne ihr zufolge den Reisebüros einen schnellen und unbürokratischen Eintritt in ein bestehendes Schutznetz ermöglichen.

Linnhoff fordert Absicherung von Einzelleistungen

Als weitere Forderung nennt Linnhoff die zusätzliche Absicherung von Einzelleistungen. Durch die verschärfte wirtschaftliche Situation würden Kunden immer mehr zu Individualtouristen ohne gesetzlichen Schutz, „die dann im Zweifel mit den ausländischen Vertragspartnern – nicht nur im Krisenfall – allein gelassen werden“.

Einzelleistungen sollten laut dem VUSR unter den Schutz des Pauschalreiserechts gestellt werden. „Was in Deutschland jahrzehntelang mit zum Beispiel der Ferienhausvermietung als Pauschalreise gut funktioniert hat, kann nicht plötzlich komplett falsch sein“, so Linnhoff. Ein Pauschalreise-Flug als Einzelleistung dürfte ihr zufolge zumindest für Verbraucher äußerst attraktiv sein und werde international schnell Nachahmer finden.

Mehr zum Thema Pauschalreise lesen Sie in der neuen Ausgabe von touristik aktuell (43-44/2023), die kommende Woche erscheint.

 
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