Es ist ein Paradoxon: Rund 67 Prozent der Deutschen gaben in einer repräsentativen Umfrage des Umweltbundesamtes (UBA) aus dem Jahr 2024 an, dass ihnen Nachhaltigkeit beim Reisen wichtig sei – Tendenz steigend. Trotzdem betrug der Anteil der als nachhaltig gekennzeichneten Reisen an den Urlaubsbuchungen im Jahr 2023 nur elf Prozent.
Tatsächlich kommt der Bericht „Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen“ zu dem Schluss, dass Reisende noch nie so viele Kilometer pro Reisetag zurückgelegt haben wie im Jahr 2023. Das liege vor allem an Fernreisen mit dem Flugzeug.
Den Grund für die Diskrepanz zwischen dem wachsenden Nachhaltigkeitsbewusstsein der Reisenden und den niedrigen Buchungszahlen nachhaltiger Urlaubsangebote erklärt Studienmitautor und Tourismusexperte Wolfgang Günther so: „Die allermeisten Deutschen reisen nicht, um sich für Nachhaltigkeit zu engagieren, sondern um Abstand vom Alltag zu gewinnen.“ Nachhaltigkeit ist bei der Wahl des Reiseziels also eher ein nebensächlicher Faktor – aber nicht ausschlaggebend für eine Buchung.
Dennoch sieht die Studie Potenzial: Die Autorinnen und Autoren ermutigen die Tourismusbranche, gezielte Impulse für nachhaltiges Reisen zu setzen und damit Begehrlichkeiten zu wecken – denn das Interesse seitens der Kunden sei vorhanden.
Die Studie basiert auf Umfrage unter 7.000 Personen ab 14 Jahren und wurde drei Jahre in Folge von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt. (jd)