Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine haben zahlreiche Veranstalter ihre Russland-Reisen ausgesetzt – zum Teil auch langfristig.
Den Anfang machte am vergangenen Donnerstag – also vor der Sperrung des Luftraumes – der Münchner Anbieter Hauser Exkursionen und sagte alle Reisen mit sofortiger Wirkung ab. „Wir fühlen uns aus ethischen und moralischen Gründen verpflichtet, ein klares Zeichen zu setzen“, sagt Manfred Häupl, Geschäftsführer von Hauser. Die sechs Russland-Touren seien bis auf Weiteres nicht mehr buchbar. Wer bereits eine Reise nach Russland gebucht habe, werde umgehend kontaktiert, so Häupl.
Chamäleon cancelt Reisen bis Ende 2023
Auch Chamäleon-Gründer Ingo Lies bezog Stellung: „Ich hoffe sehr, dass das Leid so schnell wie möglich endet und alle Menschen in der Ukraine ihre Freiheit behalten. Gleichzeitig wünsche ich mir für die Menschen in Russland, dass die Ära Putin möglichst bald endet.“ Die Berliner haben alle Russland-Reisen für 2022 und 2023 gestoppt. Allen Gästen, die bereits eine Reise gebucht haben, wird eine kostenlose Umbuchung oder ein Reiseguthaben angeboten.
Erschüttert zeigt sich auch Jochen Szech, Geschäftsführer des Osteuropa-Spezialisten Go East. „Wir sind geschockt und betrachten den russischen Einmarsch in die Ukraine als völkerrechtswidrig und durch nichts zu rechtfertigen“, sagt er. Man kenne die Partner in der Ukraine und in Russland seit Jahrzehnten. Keiner habe sich so etwas vorstellen können. Alle seien familiär eng miteinander verbunden. „Wir haben es uns nicht einfach gemacht, aber wir werden die Reisen in beide Länder so bald wie möglich wieder anbieten, da wir der Meinung sind, dass es ansonsten wie immer die Falschen trifft“, so Szech. Man habe aus den letzten 30 Jahren so viel positives Feedback von Kunden zur Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft aus beiden Ländern erhalten, „dass wir das jetzt nicht einfach über Bord werfen werden“.
Studiosus nimmt keine Russland-Buchungen mehr an
Bei Studiosus waren die nächsten Russland-Reisen ab dem 2. Juni geplant. In Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen hat der Veranstalter alle Russland-Termine mit Abreise bis zum 30. Juni abgesagt. „Zudem nehmen wir wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine für das laufende Jahr keine Russland-Buchungen mehr an“, heißt es.
Allen Russland-Gästen, die auf Reisen im zweiten Halbjahr gebucht sind, bietet Studiosus eine kostenlose Umbuchung oder Stornierung an.
Bei zwei Baltikum-Reisen seien mehrtägige Aufenthalte in St. Petersburg vorgesehen. Man werde den gebuchten Gästen ein Alternativ-Routing ohne Aufenthalt in St. Petersburg anbieten.
Ikarus Tours: Kein Verkauf bis Ende Juni
Auch bei Mitbewerber Ikarus Tours stehen Reisen nach Russland erst zwischen Juni und September an. Landprogramme habe man im Verkauf bis Ende Juni ausgesetzt, berichtet der stellvertretende Geschäftsführer Ralf Huber. Sollte der Krieg innerhalb der nächsten Wochen nicht beendet sein, werde man sicherlich auch für Juli und August keinen Verkauf mehr tätigen.
Huber geht allerdings davon aus, dass „jetzt sowieso kein Interesse mehr an Russland-Reisen besteht“. Den Verkauf von Expeditionstouren in die russische Arktis auf Expeditionsschiffen habe man komplett gestoppt, also auch für geplante Reisen im Juli und August.
Gebeco hat Reisen nach Russland sowie Gebeco-Reisen in Verbindung mit Russland bis Ende Juni 2022 abgesagt. „Und solange es keine solide Planungsgrundlage gibt, sind bis auf weiteres auch keine Neubuchungen dieser Reisen bei uns möglich“, sagt Geschäftsführer Michael Knapp.
Lernidee Erlebnisreisen, Marktführer im Geschäft mit Reisen auf der Transsibirischen Eisenbahn, sagt bis Ende Juni seine Reisen nach Russland ab. Von Dertour heißt es, man habe die Russland-Reisen „bis auf weiteres“ abgesagt. Auch G Adventures hat sämtliche Touren gecancelt.
Die Kreuzfahrt-Reedereien reagieren ebenfalls auf die aktuelle Situation und ändern ihre Ostsee-Kreuzfahrten. So laufen TUI Cruises und MSC St. Petersburg nicht mehr an. Phoenix Reisen hat Flussreisen in Russland für April und Mai abgesagt.