Trotz Erholung nach der Corona-Pandemie wird die Nachfrage nach Fernreisen auch in diesem Jahr unter dem Vorkrisenniveau liegen. Dies hat eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger ergeben, bei der neben durchgeführten Marktanalysen auch rund 7.000 Verbraucher in sieben Ländern befragt wurden. Als Grund werden neben der verstärkten Nutzung von Online-Kommunikation immer öfter ökologische Bedenken genannt, so die Autoren der Untersuchung „Destination unknown: The future of long distance travel“.
Demnach planen die Befragten in allen Schwerpunktmärkten deutlich weniger Reisen als vor der Pandemie. So sank die Zahl der erwarteten Geschäftsreisen im vergangenen Jahr gegenüber 2019 um 28 Prozent und lag damit nochmals fünf Prozentpunkte niedriger als bei der Umfrage 2021. Bei Privatreisen betrug der Rückgang 19 Prozent. Besonders stark zeigt sich die Zurückhaltung bei Fernstrecken: Die Zahl der geplanten interkontinentalen Geschäftsreisen sank auf 42 Prozent des Vor-Covid-Niveaus – satte 22 Prozentpunkte weniger als 2021.
Neun von zehn wollen für Klimaschutz mehr zahlen
Hauptgründe für das geänderte Mobilitätsverhalten sind laut Studie die vermehrte Nutzung von Online-Kommunikation und bei Geschäftsreisen geänderte Reiserichtlinien. Mit wachsender Tendenz werden aber auch ökologische Gründe (37 Prozent der Befragten) genannt. Auch bei Privatreisen spielen Umwelt- und Klimaschutzmotive mit 36 Prozent inzwischen eine größere Rolle.
Ein weiteres Indiz: 90 Prozent der Befragten sind laut Roland Berger bereit, 20 Prozent mehr für Flugtickets zu zahlen, wenn damit die Klimaauswirkungen reduziert werden können.
Allerdings hat sich bisher immer wieder gezeigt, dass zwischen solchen Verbraucherbefragungen und dem tatsächlichen Handeln große Lücken klaffen. So kompensiert bislang nur eine kleiner Anteil der Fluggäste ihre CO2-Emissionen, wie Airlines immer wieder berichten. Auch bei Urlaubern, die im Reisebüro buchen, spielt Klimaschutz meist nur eine untergeordnete Rolle.