Die Lufthansa Group erwartet für das laufende Jahr einen deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Flugreisen. Wie der Konzern anlässlich der Jahresbilanz für 2021 mitteilt, hat die Zahl der Buchungen für die Oster- und Sommerferienzeit insgesamt nahezu das Niveau von 2019 erreicht. Zu einigen Zielen hätten sich die Buchungen sogar verdreifacht.
Entsprechend baut die Airline-Gruppe ihre Kapazitäten weiter aus. Für die Osterferien wird laut Unternehmen allein die Kernmarke Lufthansa mehr als 50 zusätzliche Flüge anbieten. Für den Sommer rechnet man mit einem Angebotsvolumen von rund 85 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenjahr, wobei es auf der Kurz- und Mittelstrecke voraussichtlich sogar rund 95 Prozent sein können. Für das Gesamtjahr erwartet Lufthansa im Schnitt eine Kapazität von über 70 Prozent im Vergleich zu 2019.
Unsicherheiten durch Ukraine-Krieg
Große Ungewissheiten gebe es allerdings mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und der wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen des Konflikts. Auch wegen „verbleibender Unsicherheiten bezüglich des Pandemieverlaufs“ sei ein detaillierter Finanzausblick auf das Jahr momentan nicht möglich, heißt es.
Für das vergangene Geschäftsjahr hat der Kranich-Konzern dagegen nun Zahlen vorgelegt. Danach erwirtschaftete die Gruppe 2021 mit 16,8 Milliarden Euro rund 24 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr, der Konzernverlust verringerte sich um 67 Prozent auf minus 2,2 Milliarden Euro. Zudem flogen im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Passagiere mit den Lufthansa-Airlines: Mit 47 Millionen Fluggäste konnten 29 Prozent mehr als im Vorjahr an Bord begrüßt werden. Allerdings lag die angebotene Kapazität noch immer 40 Prozent unter dem Niveau von 2019.
Ihre Bilanz verbessert hat die Lufthansa Group auch mit vielen Aktivitäten am Finanzmarkt. Dazu gehörten neben einer Kapitalerhöhung und der Ausgabe von sechs Anleihen auch der Abschluss von 20 Flugzeugfinanzierungen. Früher als erwartet wurden daher die Corona-Staatshilfen im Rahmen der Stabilisierungsmaßnahmen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) vollständig zurückgezahlt.
In der Corona-Krise war Lufthansa ein Rettungspaket in Höhe von insgesamt neun Milliarden Euro zugesagt worden, von denen der Konzern rund 3,8 Milliarden in Anspruch genommen hatte.
Pläne für neue Airline werden konkret
Trotz der verbesserten Lage müssen nach Ansicht der Konzernspitze aber weiterhin Kosten gespart werden. Vor diesem Hintergrund ist auch die Absicht zu sehen, eine neue Airline zu gründen, die künftig im innerdeutschen und europäischen Verkehr Aufgaben der bisherigen Kernmarke übernimmt. Diese soll Zubringerflüge für die Drehkreuze abwickeln und die Piloten der in der Corona-Krise eingestellten Tochter Germanwings unterbringen, heißt es in einem Schreiben an die Belegschaft, das diese Woche bekannt wurde.
Lufthansa hatte Mitte Februar mitgeteilt, trotz eines Personalüberschusses auf eine Entlassung von bis zu 1.100 Beschäftigten zu verzichten. Dazu müssten jedoch Vereinbarungen zu den Piloten von Germanwings und Lufthansa Cargo getroffen werden, die auch über allgemeine Kosteneinsparungen in den Cockpits zu erreichen wären. Konkret soll der Konzern von den Piloten der Kernmarke verlangt haben, 20 bis 30 Prozent billiger als bisher zu fliegen, berichtete die Süddeutsche Zeitung.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit wehrt sich aber bislang gegen Versuche, das Kerngeschäft von Lufthansa an andere Fluggesellschaften auszulagern, wo die Piloten weniger verdienen. Auch eine mehrtägige Klausur der Tarifparteien in der vergangenen Woche blieb ohne Ergebnis.