Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Vor allem bei einem Reisebeginn, der so spektakulär inszeniert ist: Man versinkt in tiefen Sesseln einer Lounge und bekommt von livrierten Kellnern Kanapees und Schaumwein serviert.
Es stellt sich nun das Gefühl ein, Statist zu sein am Set eines Historienfilms, der die goldene Epoche des Reisens mit der Eisenbahn in Szene setzt. Die viktorianische Fassade des Privatbahnhofs von Rovos Rail in Pretoria ist zwar nachgebaut. Doch was soll’s: Sonst ist alles echt – vor allem natürlich die Waggons und die schnaufende Dampflok.
Der Zug als Destination
Die 70 Jahre alte Lokomotive wird die Schlaf-, Speise- und Salonwagen die erste halbe Stunde ziehen, bevor Dieselloks den Rest der 1.600 Kilometer langen Reise übernehmen. Von Südafrikas Hauptstadt Pretoria führt die Tour in drei Tagen nach Kapstadt. Stopps sind vorgesehen in der Diamantenstadt Kimberley und am historischen Bahnhof von Matjiesfontein. Per Auto oder Flugzeug ginge das deutlich schneller als mit maximal Tempo 60. Doch bei Rovos gilt: Der Zug ist das Ziel.
Gründer Rohan Vos begrüßt seine Gäste am Bahnhof persönlich. Anschließend führt er in die Werkstatt, wo sich abgewrackte historische Waggons in rollende Luxuszimmer verwandeln. Edle Hölzer, schwere Teppiche, blank poliertes Messing: Wenn es um Bahn-Nostalgie und Luxus geht, erlaubt der Chef keine Kompromisse. So reist man anschließend so komfortabel, wie es zu Kolonialzeiten wohl nie zuging. Denn jedes Abteil hat ein eigenes Badezimmer und eine Klimaanlage.
Kurzreise auf First-Class-Niveau
„Es soll sich anfühlen wie ein zweites Zuhause“, sagt Zugchefin Renolda Motha, deren Team von knapp 30 Mitarbeitern sich um die maximal 72 Gäste kümmert. Und beim kulinarischen Angebot lässt man sich nicht lumpen: Edle südafrikanische Weine werden ausgeschenkt und serviert wird passend zur Reiseroute erst Wild, dann Karoo-Lamm und vor der Ankunft in Kapstadt ein Kingklip-Filet aus dem Atlantik. Für die Menüs putzen sich die Passagiere mit Abendkleid und Anzug heraus.
Knapp 1.250 Euro pro Person kostet die dreitägige Kurzreise. Für das besondere Erlebnis ist das ein angemessener Preis. „Der Gast darf sich auf ein Rundum-Paket freuen, inklusive Butler-Service, allen Mahlzeiten, Getränken sowie der Ausflüge“, sagt Ines Batz, Südafrika-Spezialistin von DER Touristik. Die Kurzreisen – Rovos bietet neben der Kapstadt-Tour einen Ausflug nach Durban an – sind ideal zum Testen, meint Airtours-Chef Steffen Boehnke. „Gästen, die sich erstmals für Rovos Rail entscheiden, empfehlen wir eine solche Tour.“
30 Jahre Rovos Rail
Der Startpfiff ertönte im April 1989: Seit 30 Jahren ist Rovos Rail auf den Gleisen des südlichen Afrikas unterwegs. Gestartet wurde mit einer Zwei-Tage-Tour zum Krüger-Nationalpark. Unterdessen werden acht Strecken mit Reisen zwischen drei und 15 Tagen bedient. Diesen Sommer steht eine Pionierfahrt von Tansania nach Angola an. Neben den Touren in Südafrika ist die Fahrt nach Victoria Falls besonders populär. Seit 2016 zählt auch der günstigere Shongololo Express zum Portfolio des Familienbetriebs. Weitere Infos: www.rovos.com.