Abu Dhabi

Abu Dhabi: Eine Moschee der Superlative

Das Emirat verblüfft mit einem weltoffenen islamischen Gotteshaus  

Sie ist noch gar nicht fertig und schon ein Bauwerk der Superlative: Außer freitags werden bereits Besuchergruppen durch Abu Dhabis Scheich-Zayed-Moschee geführt. Vier 107 Meter hohe Minarette und 82 Kuppeln beeindrucken schon von weitem. Aus der Nähe wirkt die Moschee überwältigend. Neben einer überbauten Fläche von fünf Fußballfeldern, 1.192 Säulen, dem größten handgefertigten Teppich der Welt sowie dem weltgrößten Kronleuchter überzeugt vor allem die Baukunst.

Dabei ist die Moschee, in der 40.960 Gläubige gleichzeitig beten können, ein schönes Beispiel für Völkerverständigung und einen weltoffenen Islam. An ihrem Bau haben 3.000 Arbeiter und 38 Vertragsfirmen aus aller Welt mitgewirkt. „Fast jedes Land ist hier mit Materialien oder Arbeitern vertreten“, strahlt Führer Mohamed al Mahmoud. Besucher sind herzlich willkommen und dürfen sogar fotografieren, sofern sie es auf der Internetseite des Fremdenverkehrsamts unter www.visitabudhabi.ae angemeldet haben.

Lediglich für das Grab des Namensgebers der Moschee, Scheich Zayed Bin Sultan Al Nahyan, gilt Fotografierverbot. Diesen Respekt verdient Abu Dhabis ehemaliger Herrscher. Er gilt als „Vater der Nation“, der die Vereinigten Arabischen Emirate zur Förderation zusammen- und als Präsident zum Erfolg geführt hat.

Gewiss nicht geschadet, sondern finanziell zum wunderbar kühlen Marmor der Moschee beigetragen haben Abu Dhabis munter sprudelnde Ölquellen. Nach über 20 Jahren wird nun die von Taj Mahal und der Blauen Moschee inspirierte Idee des verstorbenen Herrschers Wirklichkeit. Nachts verstärken Reflexions-Pools rund um das Gebäude den Effekt der wechselnden Moscheebeleuchtung an der Zufahrtstraße nach Abu-Dhabi-Stadt.

Eine islamische Bibliothek und eine Universität sollen die Moschee zum religiösen Zentrum ergänzen, berichtet Mohamed auf einer elektrischen Rolltreppe zu den sieben Waschräumen im Untergeschoss. Touristinnen erhalten an einer Garderobe langärmlige Gewänder mit Kopftuch, damit ihr Moscheebesuch keine religiösen Gefühle verletzt. Aber das ist ein kleiner Preis für den Blick auf Pflanzenintarsien mit Perlmutt, Lapislazuli, Amethyst und rotem Achat. Der weiße Marmor im 17.000 Quadratmeter großen Innenhof stammt aus Griechenland, der grüne aus China.

Ohne Schuhe geht es durch eine über zwei Tonnen schwere, sieben Meter breite und mehr als zwölf Meter hohe Glastür aus Deutschland in die eigentliche Moschee. Diese krönt eine ?außen 85 und innen 70 Meter hohe Kuppel, die es auf fast 33 Meter Durchmesser bringt. Darunter hängt im klimatisierten Gebetsraum der gewltige Kronleuchter made in Germany – belegt mit 24-karätigem Blattgold voller Swarovski-Kristalle, 15 Meter hoch, mit 10 Metern Durchmesser. Sechs weitere Riesenkronleuchter glitzern über den Gläubigen auf dem 7.119 Quadratmeter großen Teppich aus dem iranischen Mashhadin. Einen ganzen Monat benötigten die mit den Teppichstücken eingeflogenen Künstler, um die Teile in ein 35 Tonnen schweres Ganzes zu verwandeln.
Christian Boergen
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