Abu Dhabi

Bagger statt Museum

Megaprojekt: So soll Saadiyat Island einmal aussehen – wenn alles fertig ist.

Abu Dhabi: Auf Saadiyat Island geht es nicht voran wie geplant

In den Zimmern des Park Hyatt residieren bereits Urlauber. Fotos: ADTA, Hyatt

Am Ende der Petrodollars soll der Tourismus alles retten: Seit sich Abu Dhabi am Anfang dieses Jahrtausends der Endlichkeit der Ressource Öl bewusst geworden ist, stehen Entwicklung und Förderung touristischer Projekte im Vordergrund. Das Emirat hat sich erst in den 1970er Jahren nach den Ölfunden rasant zu dem gemausert, was es heute ist. Mitten in der Wüste ließ der Scheich Infrastruktur, Straßen und Neubauten errichten.

Nun soll die Kapitale der Vereinigten Arabischen Emirate mit gigantischen Bauprojekten mehr Besucher in die Stadt locken und damit aus dem Schatten der kleinen Schwester Dubai heraustreten. Saadiyat Island heißt dabei die neue Geheimwaffe mit Hotels, Golfplatz und einem besonderen Schwerpunkt auf Kultur.

Und die Fertigstellung der Kunst- und Kultureinrichtungen rückt näher – allerdings nicht in so großen Schritten, wie die Staatliche Tourismusentwicklungsorganisation TDIC sich das vor einigen Jahren noch ausgerechnet hat. Langsamer als geplant gehen die Bauprojekte auf der 27 Quadratkilometer großen Insel vor der Küste Abu Dhabis voran.

Die Wirtschaftskrise setzte den Investoren zu, die Museen wurden auf Eis gelegt. Doch genau die sind die eigentliche Attraktion: Abu Dhabi bekommt hier seinen eigenen Louvre, sein Guggenheim Museum sowie ein Nationalmuseum zu Ehren Sheikh Zayeds. Von 2015 bis 2017 sollen nun alle nacheinander fertiggestellt werden – geplant war die Eröffnung eigentlich für 2014.

Die ersten Luxushotels haben bereits die Betten für ihre Gäste bezogen, beispielsweise das neu eröffnete Park Hyatt neben dem Saadiyat Golf Club. Ob sie sich letztlich auf einer Insel des Glücks, so die Bedeutung von Saadiyat Island, befinden, bleibt abzuwarten. Der kilometerlange Sandstrand verspricht Urlaubern zwar Beachlife pur am Persischen Golf. Doch ob genügend Touristen kommen, um insgesamt sechs Resorts auszulasten, ist nicht absehbar.

Noch herrscht Baubetrieb um die Luxus-Oasen herum. Bagger bewegen gewaltige Sandmassen und hüllen Saadiyat und seine Gäste in riesige Staubwolken. Große, mit bunten Bildern aufgehübschte Planen verhindern neugierige Blicke auf die Baustellen. Fotografieren ist streng verboten.

Saadiyat ist noch nicht wirklich zum Leben erwacht, ebenso wenig Masdar City in der Nähe des Flughafens. Seit 2009 wird dort gebaut, die ersten Häuser der CO2-neutralen Stadt stehen. Geplant als nahezu emissionslose Stadt, die sich energetisch selbst trägt durch Recycling und Solarenergie, wird sie rund 48.000 Einwohnern ein neues Zuhause bieten. Auch diesem Projekt ging finanziell die Luft aus. Sollten ursprünglich 2016 die ersten Bewohner einziehen, ist der Zeitplan mittlerweile auf 2025 verschoben.

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Daniela Kebel
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