China

Durchs endlose Grasland

Ausritt im Grasland: Sättel gibt es nur für Touristen, Mongolen brauchen sie nicht.

Auf den Spuren von Dschingis Khan in der Inneren Mongolei

Ein einsamer Ort: Der Hulun Lake ist der größte See in der Inneren Mongolei. Fotos: dk

Grüne Hügel soweit das Auge reicht, bis irgendwo der strahlend blaue Horizont beginnt. Schnaubend scharren die Pferde mit den Hufen, unter der sattgrünen Wiese kommt sandiger Boden zum Vorschein. Die Steigbügel sind dicke, runde Metallplatten, der Sattel ist aus hartem, glänzendem Leder. Gar nicht so einfach, auf die Rücken der Tiere zu kommen, sie weichen immer wieder zur Seite aus, scheuen.

Wahrscheinlich gefallen ihnen die Sättel nicht, denn Mongolen reiten für gewöhnlich ohne. "Schon als Kinder sitzen sie fast den ganzen Tag auf dem Pferd", sagt Jie Ren. Er lehnt lässig mit verspiegelter Sonnenbrille an seinem kleinen Bus, der die deutsche Reisegruppe weit hinaus in die Steppe gefahren hat. Ein enges T-Shirt spannt sich über seinen muskulösen, tätowierten Oberarmen. Auch er ist Mongole, doch er wohnt in der Stadt. Nicht mehr in einer Gemeinschaft aus fünf bis sechs Jurten, die noch heute in erster Linie von der Viehzucht leben.

Schon bald dehnt sich zu allen Seiten die Graslandschaft aus, Orientierungspunkte gibt es keine mehr. Doch mit einem einheimischen Guide sind lange Ausritte kein Problem. Die hier lebenden Mongolen kennen die Gegend in- und auswendig. Der Blick in ihre Jurten überrascht: Die kreisrunde, zeltähnliche Unterkunft mit dem Holzgestänge ist von einem festen, wasserdichten Stoff umspannt. Zwei Betten darin, in der Mitte ein Ofen. Eine Waschschüssel steht an der Seite, darüber ein winziger Spiegel, daneben ein kleines Regal mit ein paar Utensilien. Davor ein Fernseher, die dazu gehörige Satellitenanlage ist direkt hinter der Jurte aufgebaut. Neben einem Motorrad. Selbstverständlich besitzen die Bewohner auch Handys. Den Strom für ihr elektrisches Equipment erzeugen sie selbst mit einem kleinen Windrad, das beständig hinter den Hütten surrt.

Rote, blaue und gelbe Fahnen am Gelände bedeuten, dass Besucher willkommen sind. Die Bewohner sind gastfreundlich, und obwohl die Verständigung schwierig ist, bitten sie Besucher bereitwillig herein. Ein Bild von Dschingis Khan, der im 13. Jahrhundert die mongolischen Stämme einte und weite Teile Zentralasiens und Nordchinas eroberte, hängt in fast jeder Jurte.Auf den Spuren des berühmten Eroberers geht es zum Hulun Lake. Mit mehr als 2.300 Quadratkilometern Fläche ist das gegenüberliegende Ufer nur noch schemenhaft zu erkennen. Wellen brechen sich am steinigen Ufer, Fischer haben ihre Angeln ausgeworfen. Steil fallen die Klippen ab, große Felsen ragen bizarr in den Himmel.

Hier soll der Legende nach Dschingis Khan sein Pferd trainiert haben. Ein einsamer Ort, an dem der Wind über den See und das flache Grasland fegt. Wer auf einem Stein sitzt und über die Landschaft schaut, kann sich hineinversetzen in die Zeit, als wilde Reiter auf noch wilderen Pferden durch das Land zogen. Wiehernd bäumen sich die braunen Rösser auf, der Sturm peitscht unbarmherzig über die baumlose Landschaft. Lagerfeuer, Geschichten, kehliger Gesang zum Spiel der Pferdekopfgeige, das Fleisch einer frisch geschlachteten Ziege, dazu schwarzer Tee gekocht mit Milch. Eine wilde Romantik, die Besucher auch heute noch erleben können - in der Einsamkeit der Inneren Mongolei.

Daniela Kebel

Informationen

Die Innere Mongolei gehört als autonomes Gebiet zur Volksrepublik China. Mit einer Fläche von etwa 1,2 Millionen Quadratkilometern ist sie nur wenig kleiner als die nordwestlich angrenzende Äußere Mongolei, die heute nur noch Mongolei genannt wird.
Veranstalter: China Tours hat eine Expedition durch die Innere Mongolei ab/bis Peking sowie eine Kombi mit der Äußeren Mongolei von Ulan Bator nach Peking im Angebot. Bei Dertour gibt es als Baustein eine neue dreitägige Privatreise ab Peking. Auch die Reisen mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Peking, die bei zahlreichen Veranstaltern buchbar sind, führen durch die Innere Mongolei.

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