Thailand

Der Buddha auf dem Pickup

Safrangelbe Kutten gehören in Nordthailands Metropole zum Straßenbild.

In Chiang Mai ist der buddhistische Alltag allgegenwärtig

Rund 200 alte Tempel sind in Chiang Mai erhalten. Fotos: mw

Der Mönch in seiner rotbraunen Robe strahlt gute Laune aus. Er sitzt auf der Ladefläche eines Pickups, der auf einer Straße in Chiang Mai entlang der alten Stadtmauer fährt. Neben dem Mönch hockt ein Gehilfe, der ihn mit einem farbig bemalten Papierschirm vor der Mittagssonne schützt.

Der junge Mönch und sein älterer Begleiter lächeln das Lächeln Buddhas, wie die goldfarbene Figur, die hinter ihnen im Schatten eines großen orangenen Stoffschirms aufragt. Das Auto ist mit rosa und blauen Tüchern geschmückt, die Buddha-Statue im Meditationssitz von Blumengestecken und qualmenden Räucherkerzen umgeben. Sie seien auf dem Weg zu einem Tempel, sagt der Mönch, wo gleich der Einzug des neuen Buddhas mit religiösen Riten zelebriert werde. Der Abt erwarte den Spender als Ehrengast.

Es ist keine wertvolle Statue aus den Händen eines Künstlers, sondern ein Industrieprodukt, wie es in Thailand in vielen Geschäften, die religiöse Devotionalien führen, angeboten wird. Aber bei Passanten genießt der Transport große Aufmerksamkeit. An einer Kreuzung mit roter Ampel verneigen sich Thais mit gefalteten Händen vor der Buddha-Figur und dem Mönch, der die Ehrerweisung erwidert, indem er die Gläubigen mit Wasser sprenkelt und ihnen so seinen Segen erteilt. Szenen wie diese aus dem buddhistischen Alltag kann der Besucher in Chiang Mai von morgens bis spät abends vor allem in der Altstadt erleben.

Chiang Mai ist die wirtschaftlich und kulturell bedeutendste Stadt Nordthailands. Sie liegt rund 300 Meter hoch im Tal des Flusses Ping, umgeben von Reisfeldern und bis zu 1.700 Meter hoch aufragenden Bergen, die mit Tropenwald bewachsen sind. Wegen der landschaftlich reizvollen Lage bezeichnen die Thais die Stadt als "Rose des Nordens". Nach offiziellen Angaben zählt Chiang Mai 180.000 Einwohner, Schätzungen zufolge könnten es doppelt so viele sein.

Die Stadt ist Ausgangsort für Rundreisen im Norden Thailands und Trekkingtouren zu Bergstämmen wie den Akha, Meo, Lisu und Karen. Doch der Besucher sollte durchaus mehrere Tage einplanen, um die beschauliche Atmosphäre der Altstadt und der näheren Umgebung auf sich wirken zu lassen.

Die Altstadt ist viereckig eingefasst von einem Flussgraben und den Resten der alten Stadtmauer. Hier leben die Bewohner teilweise noch in Teakholzhäusern, die im modernen, hektischen Teil Chiang Mais längst Betonbauten weichen mussten. In der im Jahr 1296 als Herrschaftszentrum des Königreiches Lan Na ("Land der Millionen Reisfelder") gegründeten Stadt sind rund 200 alte Tempel erhalten, die meisten davon in der Altstadt. Sie sind gebaut im nordthailändischen Stil - so farbig, filigran und verspielt, dass sich der Betrachter in ihren Details verlieren kann.

Und fast immer nimmt der Besucher Eindrücke vom buddhistischen Tempelleben mit. Novizen in safrangelben Kutten albern im Schatten von Bäumen nach dem Unterrichtsende. Glocken läuten, der Ton eines Gongs ruft die Mönche zu einer Versammlung, ein schwer-süßer Duft von Räucherstäbchen erfüllt die Tempelhallen, es lodern offene Feuer, auf denen Reis in großen Töpfen köchelt.

Chiang Mai ist Thailands Zentrum für Kunsthandwerk. Viele Geschäfte und Marktstände führen Kleider und Schals aus Seide, Silberschmuck sowie Objekte aus Jade, Holz und Keramik. Vor allem auf dem Nachtmarkt, dessen Stände abends mit Laternen beleuchtet werden, sind unzählige Souvenirs zu finden. Die umliegenden Restaurants und Garküchen bieten die beste, authentische Thai-Küche der Stadt.
Michael Winckler
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