Lüttich ist in Deutschland wenig bekannt – zu Unrecht
Die Autofahrt ins belgische Lüttich scheint auf der Karte einfach: Via Aachen per Autobahn über die Grenze, und dann stracks geradeaus. Verirrt sich der Reisende jedoch unterwegs nur wenige Meter über die Sprachengrenze – flämisches, frankofones und deutschsprachiges Territorium liegen hier nur wenige Kilometer entfernt – wird es schwierig. Nach „Luik“ oder „Liège“ geht es dann auf einmal per Straßenschild, und selbst der Rückweg nach „Aken“ oder „Aix-la-Chapelle“ ist nicht unbedingt selbstverständlich.
Man muss dazu sagen: Es sind nicht gerade viele Deutsche, die sich dieser linguistischen Herausforderung aussetzen. Obwohl der Ausflug nach Deutschland für die meisten Lütticher selbstverständlich ist, zieht es die deutschen Touristen nur zögerlich über die belgische Grenze. Flohmarktprofis kennen die Stadt dank des wöchentlichen La-Batte-Marktes, ansonsten spielt Lüttich noch keine bedeutende Rolle im deutsch-belgischen Tourismus. Dabei gäbe es Gründe genug für eine Stippvisite in der 200.000-Einwohner-Stadt: Wo in Europa könnte man sonst einer (einheimischen!) Sprache lauschen, für die es kein einziges deutsches Wörterbuch gibt? Das romanische Wallonisch, das sich auch für Franzosen als hartnäckig unverständlich erweist, wird immerhin noch von gut zwei Millionen Belgiern gesprochen, darunter zahlreiche Lütticher.
Einst mittelalterlicher Fürstensitz, verwandelte sich die Stadt zu Beginn des 19. Jahrhunderts in eines der wichtigsten Zentren der europäischen Schwerindustrie. Und man sieht es ihr immer noch an. In den Vororten klaffen, inmitten von Wohnhäusern, die schwarzen Schlackenhalden, Terrils genannt. Museen wie das Haus der Metallurgie erinnern daran, dass Lüttich jahrzehntelang von seinen Stahlwerken abhing. Dann kam die belgische Stahlkrise und die Stadt schüttelte den Industriestaub ab.
Architektonisch gibt es in Lüttich keine Zweifel: Romanisches Flair dominiert in den Gassen der Altstadt von St. Lambert und Outremeuse, an den Brunnenplätzen und im Ausgehviertel Carrefour, das sich bei gutem Wetter schnell in eine durchgehende Bier?terrasse verwandelt. Und in dieser Disziplin macht den Lüttichern so schnell keiner was vor. Gueuze, Kwak, Lambic und viele andere illustre lokale Sorten werden hier gebraut. Genauso attraktiv sind die zahllosen Schokoladenmanufakturen und Restaurants, die sich der üppigen wallonischen Küche verschrieben haben.
Fragt sich – warum nur kommen nicht mehr Deutsche? „Dji n' sai nén“ denkt sich der Wallone – ich weiß es einfach nicht!
Francoise Hauser
Informationen über Lüttich
Reiseinformationen und Tourenvorschläge gibt es bei Belgien Tourismus unter der Telefonnummer 02 21 / 27 75 90 und im Internet unter www.belgien-tourismus.de sowie www.liege.be.