Griechenland

Griechenland für Schwindelfreie

Entdeckungen in Epirus: eine Steinbrücke aus dem vergangenen Jahrhundert.

Entdeckung in Epirus: eine Steinbrücke aus dem vergangenen Jahrhundert. Foto: aze

Epirus lockt Urlauber mit pittoresken Dörfchen in perfekter Bergidylle

Selbst Griechenland-Freaks finden in der Nordwestprovinz Epirus noch jede Menge Entdeckerland: den Vikos-Aoos-Nationalpark im Pindus-Gebirge zum Beispiel mit der tiefsten Schlucht Europas, glasklaren Bergseen und Dörfer wie aus fernen Zeiten.

Hinter der Provinzhauptstadt Ioananina werden Straßen zu Sträßchen, die sich durch karstige Felslabyrinthe winden, in einem halbzerfallenen Weiler enden oder zu Steinbrücken führen, die ausschauen, als seien sie zur Römerzeit erbaut. Aber erst im 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die kühn geschwungenen Kunstwerke. In steilem Zickzack führen von hier in den Fels gehauene Treppenwege ins unergründliche Dunkel der Schluchten.

In Monodendri ziehen sich die Gassen bergan, gesäumt von alten Natursteinbauten. Vieles ist restauriert, überall wird gewerkelt. Unter dem Blätterdach einer Platane lockt eine Taverne. Wirt Georgios serviert zum Metrio, dem starken, leicht gesüßten Kaffee, Heimatkunde. Etliche der 46 Dörfer in der „Zagoria“, das bedeutet „hinter den Bergen“, seien verlassen gewesen. Armut habe die Menschen in die Ferne getrieben. Heute heißt die Rettung dieser Dörfer Tourismus.

Der Staat hat diesen vom Verfall bedrohten historischen Schatz in letzter Minute erkannt, unter Denkmalschutz gestellt und finanzielle Unterstützung bei der Restaurierung zugesagt. So sind unter den Steindächern der Häuser kleine Hotels und Pensionen entstanden. Massen wird es nie hierher ziehen. Besonders die Griechen aus den Städten haben die Bergidylle als Sommerfrische entdeckt. Die Natur der Region wurde 1971 unter Schutz gestellt. Den Nationalpark handeln Wanderer, Trekker und Rafter noch als Geheimtipp.

Nur einen Spaziergang von Georgios Taverne entfernt klebt das verlassene Kloster Agios Paraskevi an der 800 Meter abfallenden Schluchtkante. Ist der Blick von hier schon schwindelerregend, erfahren wir bei einem Abstecher auf ein waagerechtes Felsband, was atemberaubend bedeutet. Etwas unheimlich, diese Stille am Abgrund zwischen Himmel und Hölle und gleichzeitig unbeschreiblich schön.

Weiter ins Herz des Nationalparks. Bei Spitzkehre 21 hören wir auf zu zählen. Die Straße schraubt sich nach Vikos hoch – auch eines dieser vollständig erhaltenen Zagoria-Dörfer in beeindruckender Bergkulisse. Die lange Schlucht des Voidomatis. Sie kann von hier aus durchwandert werden. Die baumlose Strecke mit Auf- und Abstiegen von über 600 Metern sollte vor allem im Hochsommer nicht unterschätzt werden. Und noch zwei Zagoria-Dörfer zum Verlieben: Die Schwesterorte Megalo (groß) und Mikro (klein) Papingo ducken sich unter gewaltigen Felsen. Dahinter steigt das Timfi-Massiv als hochalpine Szenerie bis knapp 2.500 Meter auf. Ende der Welt. Hier hört die Straße auf. Weit oben ist die Berghütte des Griechischen Gebirgsvereins in rund 2.000 Metern Höhe zu erkennen. Wer hinaufsteigt, hat nur ein Ziel: den sagenumwobenen glasklaren Drachensee.

Aber man muss nicht die Gipfel erklimmen, um sich dem Himmel nah zu fühlen, dazu reicht es schon im Garten einer Taverne zu sitzen und Bergpanorama zu gucken, während der Wind sanft durch Weinlaub streift. Verlockend auch eine Abkühlung in den „Natur-Pools“, vom Quellwasser ausgewaschene Felsbecken, in denen man herumklettern und plantschen kann.

Die Provinz Epirus wird nur von Griechenland-Spezialisten angeboten. Informationen gibt es unter www.epirus.de.

Monika Zeller
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