Italien

Italien: Heiße Quellen und blühende Gärten

Italien wie im Bilderbuch: der Hafen von Ischia.

Italien wie im Bilderbuch: der Hafen von Ischia. Foto: rh

Ein Streifzug über die Vulkan-Insel Ischia

„Mit dieser Galeere fahren Sie.“ Signore Paolo stellt unsere Koffer auf die Mole von Casamicciola und zeigt auf das rechte der beiden weißen Schiffe, die an diesem nebelsatten Morgen in Ischias zweitem Hafen ankern. Das linke ist das Müllboot. Dann fügt Paolo in seinem putzigen Deutsch hinzu, wir müssten allerdings noch etwas warten „bis alle Matrosen wach“. Pünktlich um 7.10 Uhr scheint den Seemännern dann der Schlaf komplett vergangen, und wir dürfen über die schmale Gangway an Bord des Schnellboots nach Neapel.

Angekommen waren wir einige Tage zuvor in Ischia Porto, dem kreisrunden, aus einem Vulkankrater entstandenen Haupthafen der Insel. Das Meer grollte an diesem Abend mit hohen Wellen, und eng navigierte der Kapitän an dem hohen Felsen vorbei, auf dessen Spitze das Castello Aragonese thront.

Am nächsten Morgen führt uns Claudia mit vielen kundigen Geschichten durch die verschachtelte Burganlage. Unzähligen Filmen diente sie bereits als Kulisse. Heute birgt sie in ihren Mauern sowohl ein kleines Hotel als auch die Europäische Restauratoren-Schule. Wir schauen den weißbekittelten Studenten in der ehemaligen Klosterkirche zu, wie sie Gemäldefarben wieder leuchten lassen und Säulenrisse kitten. Dann geht es weiter über herrliche Aussichtsterrassen in jenes winzige Gewölbe mit schmalen, in der Mitte kreisrund offenen Tuffsteinsitzen, auf denen Nonnen nach ihrem Tod aufrecht mumifizierten. „Meine Eltern haben als Kind die Gebeine der frommen Frauen noch gesehen“ erzählt Claudia. Und dann hören wir von ihr natürlich die Legende von der Prinzessin, die nicht zu Fuß hinaufgehen wollte in ihre Residenz, weshalb ihr Alfons I. von Aragon einen Tunnel in den Burgfelsen treiben ließ, hoch genug, um darin zu reiten.

Am Fuß des Castello trifft sich am Morgen ganz Ischia Ponte zum Kaffee. Taxifahrer, Fischer, alte Männer und ein paar Touristen, herbeigeschlendert durch die schmale Hauptstraße mit ihren zuweilen fast maurischen Fassaden, vor denen frisch gewaschene Wäsche zum Trocknen baumelt, stehen bei „Coco“ am Tresen oder schwatzen unter der Pergola.

Bald kitzelt dann Bärlauch-Aroma unsere Nase. Nach einer kurzen Fahrt durch das üppige Grün der Insel – Orangen- und Zitronenbäume stehen am Weg, Strelizien und Callas leuchten, riesige Gummibäume breiten ihre dickblättrigen Astarme aus – stehen wir am Eingang der Mortella-Gärten. Das steile Felsgrundstück ist ein blühender Liebesbeweis des englischen Komponisten Sir William Walton und seiner argentinischen Ehefrau Susanna. Pflanzen aus aller Herren Länder hat das Paar auf dem Areal angesiedelt. Seit vielen Jahren erklingt in der tropischen Pracht immer wieder auch Musik: Schon Ende März beginnt der Zyklus der Sommerkonzerte.

Tagesausklang in den Thermen! Poseidon ist Taufpate der weitläufigen Parklandschaft am Citara-Strand; ein gutes Dutzend Becken stehen zwischen den Blumenrabatten und Bauminseln zur Wahl, mit Wassertemperaturen zwischen 28 und 40 Grad. Eine deutsche Ärztin leitet die medizinische Abteilung seit vielen Jahren, alle Infos auf dem Gelände sind auch in deutscher Sprache abgefasst. Mild scheint die Abendsonne auf die Liegestühle, taucht die weißen Felsen und den Sand der Bucht in goldenes Licht.

Rita Henss
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